Wertach Vital
Hintergrund
Bis vor gut 150 Jahren zeichnete sich die Wertach durch ausgedehnte Kies- und Sandbänke und ein sich stetig verlagerndes Flussbett aus. Bei jedem Hochwasser uferte die Wertach weitflächig aus.

Um das Flusstal bewirtschaften zu können und die angrenzenden Siedlungen vor Hochwasser zu schützen, wurde die Wertach Mitte des 19. Jahrhundert begradigt und der vormals über 150 Meter breite, verzweigte Flusslauf auf 35 Meter eingeengt. Zwischen Ettringen (Unterallgäu) und Göggingen (Augsburg) bedeutete dies eine Verkürzung des Flusslaufs von 50 Kilometer auf etwa 30 Kilometer.
Durch den verkürzten Lauf erhöhte sich die Fließgeschwindigkeit, der Fluss gewann an Schleppkraft und die Wertach grub sich in die Tiefe. Durch den Geschiebetrieb hielt sich damals die Eintiefung zunächst in Grenzen. Erst nach dem Bau des Grüntensees und mehrerer Staustufen grub sich die Sohle aufgrund des fehlenden Geschiebes rasch ein.


Nach der letzten, sohlstützenden Staustufe bei Inningen, an der südlichen Stadtgrenze Augsburgs, tiefte sich die Wertach seit 1980 um bis zu drei Meter ein. Die Standsicherheit von Brücken und Staustufen, sowie deren gesicherter Betrieb, war gefährdet. Der Grundwasserspiegel sank, Oberflächengewässer und Feuchtflächen fielen trocken.


Ziele
Um die Wertach wieder aus ihrem engen Korsett zu befreien, initiierte das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth im Jahr 1997 das Projekt Wertach vital. Zusammen mit allen Trägern öffentlicher Belange und den Bürgern wurde im Rahmen einer Offenen Planung ein ganzheitliches Konzept entwickelt. Flussmorphologische und ökologische Aspekte spielten dabei ebenso eine Rolle wie Überlegungen zum Hochwasserschutz, bzw. zu Freizeit und Erholung.
Zukünftig sollen sich die Bürger Augsburgs bei einem Hochwasser wie an Pfingsten 1999 sicher fühlen. Die Kronen der Deiche und Mauern sind mit einem Freibord von einem Meter zu dem damaligen Wasserspiegel geplant.
Die Wertach besitzt auch in der Stadt eine ganz wesentliche Bedeutung für den Naturhaushalt. Deshalb sind noch vorhandene auwaldähnliche Lebensräume zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln. Aufgrund der unmittelbaren Lage in der Stadt Augsburg wird auch die Erlebbarkeit des Flusses und die Naherholung in den Planungen verstärkt mit eingebunden. Dazu sollen Fische und Kleinlebewesen künftig von der Wertachmündung bis in den Inninger Stausee ungehindert wandern können.
Es ist unser Ziel, die Wertach zu einem lebendigen, anziehenden Teil der Stadtlandschaft werden zu lassen.
Die Planungen sehen folgende Maßnahmen vor:
- Sohlrampen zur Stützung der Flusssohle
- Sohlsicherungsmaßnahmen mit Wasserbausteinen
- Gewässeraufweitung mit natürlicher Entwicklung bis zu einer Sicherheitslinie
- Abflachung der Uferböschungen
- Sanierung, Erhöhung und Neubau von Deichen zum Schutz vor Hochwasser
- Bau von Fischpässen am Ackermannwehr und an der Inninger Staustufe
- Auwaldflutungen unterhalb der Staustufe Inningen zur Wiederanhebung des Grundwasserspiegels
Das Wasserwirtschaftsamt hat umfangreiche Tauschflächen für Grundstücke erworben, auf denen bereits Ersatzpflanzungen für verlorene Waldflächen umgesetzt wurden.
Umsetzung
Das Vorhaben Wertach vital umfasst die letzten 14 Flusskilometer der Wertach vor der Mündung in den Lech. Um die unterschiedlichen Randbedingungen im Projektgebiet zu berücksichtigen, wurde Wertach vital in drei Abschnitte unterteilt:

Wertach vital I
Wertach vital I umfasst den Bereich von der Staustufe Inningen bis zur Wellenburger Allee (Wertachbrücke). Es handelt sich um den Bereich südlich des geschlossenen Stadtgebietes.
Die ständig fortschreitende Eintiefung der Wertach unmittelbar unterhalb der Staustufe Inningen zwang zu raschem Handeln. Die erste Rampe musste diese Entwicklung schnellstmöglich stoppen, um die Sicherheit der Anlieger und die Stabilität der Stauanlage zu gewährleisten. Der Bau der Rampe 1 wurde unmittelbar nach dem ersten Spatenstich am 20. Oktober 2000 begonnen. Im Jahr 2001 folgte die Rampe 2, rund einen Kilometer südlich der Inninger Wertachbrücke. Bis zur Einweihung im Juni 2008 wurde zwischen dem Stausee Inningen und dem Augsburger Stadtteil Göggingen eine Gewässerstrecke von rund fünf Kilometern wieder stabilisiert und renaturiert.
Als Besonderheit wurde ein „offenes Deckwerk“ in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (Modellversuch und Berechnungen) zur Sohlsicherung der Wertach auf einer Strecke von rund drei Kilometern (zwischen Inningen und Göggingen) eingebaut. Es wurden zudem drei Sohlrampen zur Sohlstützung vorgesehen. Bei der freien Entwicklungsstrecke der Wertach wurde auf einer Länge von rund 800 Metern die Uferversteinung entnommen und der Fluss kann sich dynamisch entwickeln. Zur Sicherstellung des Hochwasserschutzes wurden Deiche neu gebaut und saniert.


Im Wesentlichen besteht Wertach vital I aus den folgenden Abschnitten:
Flussbettaufweitung mit natürlicher Entwicklung
Dieser Bereich befindet sich zwischen den Rampen 1 und 2. Hier steht genügend freie Fläche zur Verfügung, so dass die Ufersicherung entfernt werden konnte. Nun kann sich der Fluss wieder frei entfalten und bietet einen naturnahen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. In einem natürlichen Prozess lagern Hochwasserereignisse das Flussbett nun wieder um und die Wertach kann sich wieder selbst entfalten. Seit der Umgestaltung im Winter 2001/02 ha-ben sich standorttypische Pflanzen und Tiere ihren Raum zurückerobert.
In diesem Abschnitt gibt es keine Wege mehr direkt am Ufer. Zum einen können die Ufer jederzeit, wegen der fehlenden Uferbefestigung nachbrechen, zum anderen soll hier ein Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen fernab vom Menschen gesichert werden.
Exemplarisches Bild der eingeengten Wertach vor der Umgestaltung und nach der Umsetzung der Flussbettaufweitung
Flussbettaufweitung mit gesicherten Ufern
Im Abschnitt zwischen Rampe 2 und Inninger Wertachbrücke befinden sich Siedlungsgebiete in unmittelbarer Nähe zum Fluss. Hier wurde das Flussbett verbreitert und die vorhandenen Deiche saniert. Nun hat die Wertach im Hochwasserfall wieder mehr Abflussraum. Damit die Wertach dabei nicht aus ihrem Flussbett ausbrechen kann und besiedelte Gebiete überschwemmt, wurden die Ufer mit Wasserbausteinen gesichert. Bei der Gestaltung wurde den Fluss so naturnah wie möglich zu gestalten.
Blick flussaufwärts von der Inninger Wertachbrücke
Flussbettaufweitung mit rückverlegten Deichen und Offenem Deckwerk
In den Jahren 2005/06 wurde der Bereich zwischen der Inninger Brücke und dem Ackermannwehr umgestaltet. Die Sohlrampe unter der Brücke wurde saniert und für Fische und andere Gewässerlebewesen durchgängig ausgebaut. Die Ufer der Wertach wurden aufgeweitet und eine flächige Sohlsicherung verhindert die weitere Tiefenerosion.
Blick flussabwärts von der Inninger Wertachbrücke
Die Sohlsicherung wird hier als „Offenes Deckwerk“ ausgeführt, eine Methode, die der Natur abgeschaut wurde. Hierbei werden sechs bis sieben Wasserbausteine pro Quadrameter auf die Flusssohle aufgebracht und mit wertacheigenem Kies überschüttet. So ist auch für Kleinlebewesen ein Leben auf der Flusssohle gesichert.
Die Methode ist eine alternative zum Bau von Sohlrampen zur Sohlstabilisierung und wurde erstmalig an der Wertach in einem größeren Umfang eingesetzt.
Auch in diesem Abschnitt wurden die Ufer mit Wasserbausteinen gesichert.

Deichbau für die Fuchssiedlung
Nach einem langwierigen Klageverfahren und Grundstücksverhandlungen wurde dieser letzte Bauabschnitt von Wertach vital I im Jahr 2015 umgesetzt. Für den Hochwasserschutz nördlich der Fuchssiedlung wurde der Bau eines Deiches durchgeführt. Der bis zu zwei Meter hohe Deich ist mit gering durchlässigem Erdmaterial errichtet. Die Deichkrone ist mit gebrochenem Kies befestigt und für Unterhaltungs- und Deichverteidigungszwecke befahrbar ausgebildet.
Bevor mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden konnte, waren umfangreiche Eingriffe in die vorhandenen Sträucher und Bäume nötig. Neben der Deichaufstandsfläche ist aus Sicherheitsgründen sowohl land- als auch wasserseitig ein drei Meter breiter Schutzstreifen von Gehölzen freizuhalten. In einem weiteren sieben Meter breiten Schutzstreifen sind größere Bäume wegen Durchwurzelungsgefahr des Deiches zu entfernen.
Die vorbereitenden Gehölzarbeiten fanden im Januar und Februar 2015 statt. Die gesamte Maßnahme konnte im Sommer 2015 abgeschlossen werden.
Deich an der Fuchssiedlung
Neubau Ackermannwehr
Die Stadt Augsburg hat den Neubau ihres 5-feldrigen Wehres planen lassen. Das gewählte Schlauchwehr lässt Verklausungen unwahrscheinlich werden. Der Bau wurde im Januar 2006 begonnen und im Herbst 2006 fertiggestellt.


Umgehungsgerinne an der Staustufe Inningen und am Ackermannwehr
Für Fische und andere Gewässerlebewesen ist ein ausreichend großer Lebensraum und die Vernetzung der einzelnen Habitate genauso wichtig wie für uns Menschen. Nur so kann die Artenvielfalt und somit ihr Lebensraum langfristig erhalten werden. Deswegen wurde ein naturnahe Umgehungsgerinne am umgebauten Ackermannwehr und an der Staustufe Inningen geschaffen.
Bei der Staustufe Inningen erfolgt über das Umgehungsgerinne ebenfalls eine periodische Auwaldflutung. Sie dient der Wiederanhebung der durch die massive Eintiefung der Wertach gefallenen Grundwasserstände und einer ökologischen Aufwertung des Projektgebietes durch die Wiedervernässung der Auwälder.


Zusammenfassung
Mit dem Abschluss des Deichbaus an der Fuchssiedlung wurden die letzten Arbeiten in diesem Abschnitt im Jahr 2015 vollendet.
Der Vergleich der Landschaft anhand des Luftbilds zwischen Inninger Brücke und Ackermannwehr zeigt den Umfang der Maßnahmen aus der Vogelperspektive:
Wertach 1999 und Wertach vital 2006
Flussaufweitung und Deichbau machten Rodungen auf etwa 23 ha Waldfläche im Wertach-begleitenden Bannwald notwendig. Als Ersatz wurde die Auwaldlücke im westlichen Vorland auf Höhe der Rampe 2 großflächig aufgeforstet. Weitere Aufforstungen östlich der Wertach ergänzen den Ausgleich auf insgesamt rund 23,5 ha.
Die durch Wertach vital geschaffene naturnahe Flusslandschaft hat sich mittlerweile zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. Die Eingriffe in die dort vorhandene Natur sind mittlerweile nicht mehr sichtbar. Vielmehr entwickelt die Natur sich im gesamten Bereich sehr positiv.
Wertach vital II
Nach dem Pfingsthochwasser 1999 ergriffen die Stadt Augsburg und das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth umgehend gemeinsam zahlreiche Sofortmaßnahmen, um den Hochwasserschutz bis zum Abschluss der Maßnahmen von Wertach vital auf einem möglichst hohen Niveau sicherzustellen.
- Am zerstörten Ackermannwehr schützte bis zur Fertigstellung des neuen Schlauchwehres 2006 ein hoher, massiver Steinverbau vor Hochwasser. Ein bei kritischen Abflüssen sich selbst auflösender Reißdamm führte provisorisch Wertachwasser in die städtischen Kanäle.
- Eine Verlegung des Flusses durch Treibholz an der neuen Lokalbahnbrücke ist künftig nicht mehr möglich. Sie hat keinen Mittelpfeiler mehr.
- Der Deich unter der B 17 Brücke wurde erhöht und versteint.
- Alte, den Wasserabfluss behindernde, umsturzgefährdete Bäume wurden gefällt.
Das Projekt „Wertach vital II“ zwischen dem Ackermannwehr und dem Goggeleswehr wird in vier Realisierungsabschnitten umgesetzt:

Übersicht über die einzelnen Realisierungsabschnitte, Wertach vital II
Der 1., 2. und 3. Realisierungsabschnitt wurden bereits baulich umgesetzt. Im Bereich des 4. Realisierungsabschnitts konzentrieren sich derzeit die Arbeiten.
Musterstrecke
Um den Augsburger Bürgern einen Eindruck zu vermitteln, wie die Umgestaltung der Wertach in der Innenstadt aussehen könnte, hat das Wasserwirtschaftsamt 2004 eine Musterstrecke erstellt. Dort wurden die Ufer der Wertach größtenteils deutlich abgeflacht und aufgeweitet. Die Wertach ist dort wieder besser zugänglich und hat mehr Platz für den Hochwasserabfluss.
Wertach vor und nach der Umgestaltung
1. Realisierungsabschnitt
umfasst den Abschnitt zwischen Bürgermeister-Ackermann-Brücke und der Luitpoldbrücke. Der Abschnitt wurde von Januar bis September 2006 realisiert.
Im Winter 2004/05 unterspülte die Wertach das Goggeleswehr, am 16. Februar 2005 brachen Betonstücke aus den Pfeilern heraus. Die Schädigung war so schwerwiegend, dass die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet war und das Wehr abgebrochen werden musste. Um die Flusssohle zu stabilisieren, wurde das Goggeleswehr durch eine ca. 380 m lange Große Rampe ersetzt. Massive Steinquader mit einem Gewicht von bis zu drei Tonnen bremsen jetzt die Kraft der Wertach und überbrücken gleichzeitig den früheren Höhenunterschied am Wehr von etwa fünf Metern. Nun können auch Fische und andere Gewässerlebewesen diese Stelle problemlos passieren. Des Weiteren entschärft die Sohlrampe die bei Hochwasser gefährliche Engstelle Goggeleswehr und sichert die Wertachsohle vor Eintiefung. Durch die Gewässeraufweitung wurde zudem der kanalartige Verlauf der Wertach aufgelockert. An den Ufern wurden Anpflanzungen als gewässertypische Aue mit parkähnlichen Elementen vorgenommen.
Goggeleswehr 2003 und Große Rampe 2006
2. Realisierungsabschnitt
umfasst den Abschnitt zwischen Luitpoldbrücke und Localbahnbrücke. Der Abschnitt wurde zwischen Januar und Juni 2008 realisiert.
Das westliche Wertachufer wurde aufgeweitet und ein Uferweg angelegt. Dadurch erhöht sich der Abflussraum im Hochwasserfall und gleichzeitig wird die Wertach wieder als Bestandteil des Stadtbildes wahrgenommen.
Zum Hochwasserschutz wurde entlang der Localbahntrasse eine Hochwasserschutzmauer auf einer Länge von rund 400 Metern errichtet. Im restlichen Bereich gewährleisten Geländeauffüllungen den Hochwasserschutz. Der Mühlhettenbachdüker, direkt unterstrom der Localbahnbrücke, wirkt als sohlstützendes Querbauwerk für die Wertachsohle oberstrom. Bei den vergangenen Hochwasserereignissen hat sich die Wertach unterstrom des Dükers immer wieder tiefer in ihr Bett eingegraben. Nach jedem größeren Hochwasser mussten Wasserbausteine als provisorische Flussbettsicherung eingebracht werden. Zur nachhaltigen Sicherung gegen Eintiefung und zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit für Fische und andere Gewässerlebewesen wurde im Anschluss an den Mühlhettenbachdüker eine Rampe gebaut. Gleichzeitig schützen einzelne Querriegel im Abstand von jeweils 200 Metern vor weiteren Sohleintiefungen zwischen Mühlhettenbachdüker und Großer Rampe.


Bilder vom Baubetrieb
Wertach vor und nach der Umgestaltung
3. Realisierungsabschnitt
umfasst den Abschnitt zwischen Luitpoldbrücke und Localbahnbrücke. Der Abschnitt wurde zwischen 2012 und 2015 realisiert.
Für den Hochwasserschutz wurde auf der Ostseite ein neuer, von der Wertach zurückverlegter Deich gebaut. In beengten Bereichen ersetzen Hochwasserschutzmauern, bei Wegeverbindungen mobile Elemente, den Deich. Auf der Westseite wurde der vorhandene Deich zurückverlegt und erhöht. Zusammen mit der Uferaufweitung ist die Wertach so auch in diesem Abschnitt in der Lage ein hundertjährliches Hochwasser schadfrei abzuführen. Zur Sohlstabilisierung kommt hier, wie auch bereits bei Wertach vital I, das Offene Deckwerk zur Anwendung.
Die Freizeitgestaltung hat in diesem Abschnitt aufgrund seiner Lage eine zentrale Bedeutung. Mit Uferabgängen, einer Sitzstufenanlage und uferbegleitenden Wegen haben Erholungssuchenden die Möglichkeit, das Gewässer zu erleben. Des Weiteren konnte der Betrieb der Kulperhütte für die Zukunft gesichert werden.
Wertach, Blickrichtung Nord auf die Localbahnbrücke vor und nach der Umgestaltung
4. Realisierungsabschnitt
Als letzter Abschnitt von Wertach vital II stellt der 4. Realisierungsabschnitt zwischen B17-Brücke und Ackermannwehr den Lückenschluss für den Hochwasserschutz der Stadt Augsburg dar.
Aufgrund vielfältiger Interessenslagen gab es im Rahmen der Offenen Planung ab 2007 einen breit angelegten öffentlichen Dialogprozess zur Deichlinienführung. Dieser Prozess konnte im Herbst 2011 mit Wahl einer Vorzugsvariante abgeschlossen werden. Anschließend wurde diese Vorzugsvariante ausgeplant und im November 2015 das Planfeststellungsverfahren beantragt. Mit dem rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss der Stadt Augsburg im April 2022 wurde das Verfahren abgeschlossen. Damit ist ein weiterer Meilenstein des Projekts Wertach vital erreicht. Das Vorhaben befindet sich derzeit in der Ausführungsplanung. Ein Baubeginn ist ab Anfang 2027 geplant. Die Bauzeit wird auf ca. drei Jahre geschätzt.
Im Zuge des Projekts Wertach vital werden für den Schutz gegen ein hundertjährliches Hochwasser die bestehenden Deiche teilweise erhöht oder an den Rand des Auwalds zurückverlegt. Neben dem Hochwasserschutz ist auch die Gewässerentwicklung Gegenstand der Planungen, da die zunehmende Sohleintiefung in diesem Abschnitt der Wertach ein weiteres Problem darstellt. In Wertach vital wird daher die Sohle der Wertach auf das Niveau von August 1999, nach dem Pfingsthochwasser, angehoben und Maßnahmen zur Sohlstabilisierung werden ergriffen. Ergänzend hierzu wird das Flussbett der Wertach von derzeit ca. 30 m auf bereichsweise bis zu ca. 100 m aufgeweitet und ein naturnahes Ufer hergestellt. Zudem finden viele Tiere und Pflanzen durch die Wiederanbindung des Auwalds an die Flussdynamik einen neuen Lebensraum
Wertach vital III
Der Abschnitt der Wertach zwischen der Bürgermeister-Ackermann-Brücke und der Mündung der Wertach in den Lech ist heute durch steile, bewachsene Böschungen geprägt. Über weite Strecken bestehen Sichtbarrieren und es sind keine Zugänge zum Fluss vorhanden. Es gibt vergleichsweise wenige typische Tier- und Pflanzenarten, da diese ein eher geringes Angebot an passenden Lebensräumen vorfinden. Das Flussbett ist gleichförmig, die Fließgeschwindigkeit gleichmäßig. Diese Voraussetzungen machen die Revitalisierung der Wertach besonders herausfordernd.


Wie bereits in den Projekten Wertach vital I und II soll auch im Rahmen von Wertach vital III eine Gewässerrenaturierung und Flusssanierung in Angriff genommen werden. In einem ersten Schritt entstand unter Beteiligung der Öffentlichkeit und wichtiger Stakeholder eine Machbarkeitsstudie, die sich mit den Defiziten, Potentialen und ersten Lösungsansätzen für das Gebiet befasst.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden sowohl die örtlichen Gegebenheiten am Fluss (Morphologie, bestehende Infrastruktur, Naturraum, etc.) als auch die Bedürfnisse und Wünsche der Stakeholder und der breiten Bevölkerung abgefragt. Diese Erhebungen dienen nun als Basis für weitere konkrete Planungsschritte.
Öffentlichkeitsbeteiligung
Aufgrund der innerstädtischen Lage des Projektgebiets ist es aus mehreren Gründen besonders we-sentlich, die interessierte Öffentlichkeit einzubinden: Zum einen könnte die Wertach künftig mehr zum Erholungs- und Freizeitort für die Bevölkerung aus den benachbarten Stadtvierteln werden. Zum anderen ist es notwendig, dem Fluss an geeigneten Stellen wieder mehr Platz zu geben, Räume für Fauna und Flora bereitzustellen und die verschiedenen Anforderungen an das Gebiet in der Planung möglichst harmonisch in Einklang zu bringen.
Im Zuge dieses Prozesses haben im Jahr 2021 erste Gespräche mit verschiedenen Interessensgruppen und im Jahr 2022 eine umfangreichen Gebiets- und Defizitanalyse stattgefunden. In der Analyse wurden die bestehenden Verhältnisse und die Defizite behandelt, vor allem hinsichtlich der Form des Flussbetts und der Ufer, der Ökologie, der sozialen Funktion und der Nutzungsmöglichkeiten der Wertach nördlich der Bürgermeister-Ackermann-Brücke.
In 2023 wurde die interessierte Öffentlichkeit dann in zwei Stufen beteiligt:
Workshops
Im einem ersten Schritt lud das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth ab Januar 2023 zu drei thematischen Workshops rund um Fragen von Ökologie, Schutz und Entwicklung des Gewässers, Naherholung und Zugänglichkeit sowie zu Nutzungen in und am Gewässer. In den Workshops wurden die Erwartungen und Anregungen aller Interessensgruppen an Wertach vital III vorgestellt, diskutiert und zusammengeführt.
1. Workshop am 26.01.2023: Ökologie, Schutz und Entwicklung des Gewässers
2. Workshop am 16.02.2023: Naherholung und Zugänglickeit
3. Workshop am 23.03.2023: Nutzungen in und am Gewässer
Wunschbilder für die Zukunft: Kinder wollen Wertach und Natur hautnah erleben
Die Schüler:innen der Drei-Auen-Schule haben ihre Ideen und Träume für eine Aufwertung und Umgestaltung der Wertach auf kreative Weise zum Ausdruck gebracht. Die Kinder haben sich viele Gedanken darüber gemacht, wie sie in Zukunft die Natur an der Wertach erleben möchten und welche Veränderungen dafür nötig sind. Die Wünsche der Schüler:innen zeigen, dass ihnen die Erhaltung der Natur am Herzen liegt und dass sie ein Bewusstsein für die Bedeutung eines sauberen und naturnahen Lebensraums haben. In ihren Visionen spielen Spielmöglichkeiten und Entdeckungsräume für die Kinder eine wichtige Rolle. Aber auch die Natur soll nicht zu kurz kommen: Die Schüler:innen haben den Wunsch, dass sich Pflanzen und Tiere in der Flusslandschaft ansiedeln und dort ein Zuhause finden können. Zudem möchten sie sich an gemütlichen Aufenthaltsflächen wie Sitzbänken erfreuen und sich auf sauberen Wegen bewegen können. Diese Ideen und Visionen der Kinder sind inspirierend und sie verdeutlichen, dass bereits junge Menschen ein Bewusstsein für Umweltthemen entwickeln. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Schüler:innen der Drei-Auen-Schule, die mit ihren tollen Ideen und Wünschen für die Wertach-Aufwertung gezeigt haben, wie wichtig eine naturnahe Umgebung und der Schutz unserer Umwelt für uns alle ist.







Online-Befragung
In einem zweiten Schritt wurde zwischen 21. Juni und 16. Juli 2023 eine breite Online-Befragung der Bevölkerung in den nahegelegenen Stadtteilen durchgeführt. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth bedankt sich für die rege Beteiligung. Insgesamt wurden 881 Fragebögen vollständig ausgefüllt. Aus Sicht der Befragten ist die Wertach ein stark veränderter, schwer zugänglicher Flusslauf, dessen Natur trotzdem geschätzt wird. Und schon heute nutzen viele Menschen die Wertach-Ufer regelmäßig, besonders oft die Menschen aus den angrenzenden Stadtteilen.
Es gibt den breit getragenen Wunsch, auch an diesem Wertach-Abschnitt stellenweise wieder einen naturnahen Flusslauf herzustellen. Verbesserungen im Gewässer mit Kies, Steinen und Totholz werden dabei ebenso gewünscht wie eine stellenweise Verbreiterung des Flusslaufes. Gleichzeitig soll jedoch der bestehende Uferbewuchs erhalten werden. Was die möglichen Gebiete für eine Verbreiterung des Flusslaufes betrifft, so war für die Teilnehmer der Online-Befragung die Wolfzahn-Au mit deutlichem Abstand die erste Priorität. Von der Prioritäten-Setzung her kommt in der Befragung eindeutig zuerst die Natur und erst dann die Naherholung. Es besteht jedoch der Wunsch nach verbesserten Rad- und Fußwegen, nach besseren Zugängen zum Fluss sowie auch nach verbesserten Sitzgelegenheiten. Was jedoch nicht gewünscht wird ist, dass alles so bleibt, wie es ist.
Die detaillierten Ergebnisse der Online-Befragung finden Sie hier:
Die Ergebnisse der Workshops und der Befragung sind in die Machbarkeitsstudie eingeflossen. Die-ses wurde am 25. April 2024 im Rahmen einer Veranstaltung im Kolpinghaus präsentiert.

Johannes Meyer vom WWA Donauwörth präsentiert das Umsetzungskonzept für den Flussabschnitt Wertach Vital III im Kolpinghaus. Foto tatwort, © WWA Donauwörth
Alle Unterlagen zur Veranstaltung und zur Machbarkeitsstudie finden Sie hier zum Download:
Abschlussveranstaltung
- Präsentation - (PDF nicht barrierefrei)
Machbarkeitsstudie
- Machbarkeitsstudie Erläuterungsbericht - (PDF nicht barrierefrei)
- Bestand Plan 1.1 - (PDF nicht barrierefrei)
- Bestand Plan 1.2 - (PDF nicht barrierefrei)
- Visualisierung Gesamtkonzept Plan 2.1 - (PDF nicht barrierefrei)
- Visualisierung Gesamtkonzept Plan 2.2 - (PDF nicht barrierefrei)
- Regellageplan Querschnitt, Teilmaßnahme 1, Plan 3.1 - (PDF nicht barrierefrei)
- Regellageplan Querschnitt, Teilmaßnahme 3, Plan 3.2 - (PDF nicht barrierefrei)
- Lösungsansatz Nr. 1a - kurz- bis mittelfristige Maßnahmen, Plan 4.1 - (PDF nicht barrierefrei)
- Lösungsansatz Nr. 1b - mittel- bis langfristige Maßnahmen, Plan 4.2 - (PDF nicht barrierefrei)
- Lösungsansatz Nr. 2 - Umsetzung in Realisierungsabschnitten, Plan 4.3 - (PDF nicht barrierefrei)
Die Machbarkeitsstudie bildete die Grundlage für das im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie aufgestellte Umsetzungskonzept.