Hochwasserschutz Dinkelscherben, Hochwasserrückhaltebecken Siefenwang, Zusam
Der am Oberlauf der Zusam gelegene Markt Dinkelscherben, Landkreis Augsburg war in den letzten Jahren, zuletzt im Juni 2024, infolge größerer Hochwasserereignisse an der Zusam und der Kleinen Roth teilweise stark von Überschwemmungen betroffen
Konzept
Art und Umfang von zweckmäßigen Schutzmaßnahmen wurden 2003 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersucht. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten zur Reduzierung der Höhe der Scheitelabflüsse untersucht und deren Wirkung ermittelt. Da mit den untersuchten Einzelmaßnahmen allein jeweils kein ausreichender Hochwasserschutz vor einem hundertjährlichem Hochwasserereignis erreicht werden kann, ist eine zweckmäßige Kombination von Maßnahmen erforderlich. Ein wirksamer Hochwasserschutz kann im Markt Dinkelscherben in Kombination der Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Siefenwang an der Zusam und HRB Kleine Roth (kommunales Becken, Gewässer 3. Ordnung) erreicht werden. Es sind zudem innerorts im geringen Umfang zusätzliche Objektschutzmaßnahmen erforderlich.
Das Rückhaltebeckens HRB Siefenwang ist ein erster, sehr wesentlicher Schritt zur Gewährleistung eines Schutzes des Markts Dinkelscherben vor einem 100-jährlichen Hochwasser
Aktueller Stand
Die Ausarbeitung der Entwurfsplanung wurde 2008 fertiggestellt und die Unterlagen zum Planfeststel-lungsverfahren beim Landratsamt Augsburg eingereicht. Der Planfeststellungsbeschluss wurde 2013 erlassen. Eine Vielzahl von Klageverfahren hat das Vorhaben erheblich verzögert. Erst 2015 konnte, nach einer vorgegangenen Einigung des Freistaates Bayern mit den Klägern, die Rechtskräftigkeit des Planfeststellungsbeschlusses erreicht werden
Aufgrund der langen Verfahrensdauer war es erforderlich, vor Beginn der Ausführungsplanung die Entwurfsplanung aus dem Jahr 2008 durch ein beauftragtes Ingenieurbüro vollständig zu überarbeiten und auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Umfangreiche Baugrunderkundungen verbesserten die Erkenntnisse über die vorliegenden Baugrundverhältnisse deutlich.
Das Bauvorhaben Hochwasserrückhaltebecken Siefenwang besteht aus einem Dammbauwerk mit Rücklaufdeich, einem Drosselbauwerk, einer Hochwasserentlastung als Dammscharte sowie einer Rückstauklappe beim Augraben. Das Drosselbauwerk wird den Durchfluss der Zusam auf 14,5 m³/s reduzieren. Durch den Einbau der Rückstauklappe in den Augraben wird der Rückstau bis zu einem HQ5 in Richtung Ustersbach verhindert. Der Absperrdamm wird als homogener Erddamm mit 230 m Länge und einer Höhe von 2,9 m geschüttet. Auf der 4,0 m breiten Dammkrone ist ein Betriebsweg angeordnet. Um seitlich nach Westen den Rückhalteraum zu begrenzen, wird auf einem Feldweg ein Rücklaufdeich mit einer Deichhöhe von max. 1,5 m geschüttet. Das HRB Siefenwang wird als Trockenbecken bzw. grünes Hochwasserrückhaltebecken bewirtschaftet, d.h. es wird nur bei einem Hochwasserereignis eingestaut. Das maximale Retentionsvolumen beträgt 1.250.000 m³, die Einstaufläche beträgt ca. 136 ha.
Die Ausführungsplanung wurde im Oktober 2024 abgeschlossen. Die Vergabe der Bauleistung ist im Februar 2025 erfolgt. Die Baumaßnahme startet im März 2025 und soll bis Oktober 2026 abgeschlossen werden.
Um die Eingriffe in Landschaft und Natur durch die Baumaßnahme zu kompensieren sind ökologische Ausgleichsmaßnahmen geplant. Es werden an der Zusam von Fluss-km 62,25 bis 63,20 Strukturver-besserungen durchgeführt. So werden beispielsweise neue Flussschleifen hergestellt und die Eigen-entwicklung durch Einbau von Leitwerken und Totholz angeregt. Die Renaturierung soll von Juli bis Oktober 2025 durchgeführt werden
Kenndaten der Maßnahme
Die wichtigsten technischen Daten des Hochwasserrückhaltebecken Siefenwang werden nachfolgend zusammengefasst:
- Bemessungsabfluss Zusam (HQ100) 28,3 m³/s
- max. Retentionsvolumen ca. 1.250.000 m³
- max. Dammhöhe über Gelände ca. 2,9 m
- Dammlänge ca. 230 m
- Kronenbreite 4,0 m
- min. Freibord 1,0 m
- Böschungsneigung ca. 1:3
- Hochwasserentlastungsanlage (ausgebildet als Dammscharte)
- Betriebsauslass mit Regelabgabe (Drossel bei Hochwasser) 14,50 m³/s
- Rücklaufdamm 300 m lang, Wegerhöhung um ca. 1,50 m
- max. überstaute Fläche (HQ100) ca. 136 ha
- Rückstauklappe (verhindert mind. bis HQ5 Rückstau der Zusam in Richtung Ustersbach)
- Herstellkosten 9,5 Mio. €
- geschützte Gemeinden: Markt Dinkelscherben und Markt Zusmarshausen
EU-Förderung über das EFRE-Programm

Kofinanziert von der Europäischen Union aus Mitteln des "Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)"
Das Vorhaben „Hochwasserrückhaltebecken Siefenwang“ wird von der Europäischen Union aus Mitteln des Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.
Die übergeordnete Leitidee des EFRE-Programms „Investitionen in Beschäftigung und Wachstum“ Bayern 2021 – 2027 lautet: nachhaltige Stärkung der regionalen Innovations- und Wettbewerbsfähig-keit Bayerns. Die dem Freistaat hierfür zur Verfügung stehenden EFRE-Mittel tragen daher dazu bei, gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in ganz Bayern zu sichern. Mit der Bereitstellung von Mitteln für das Hochwasserrückhaltebecken Siefenwang trägt der EFRE-Fonds dabei zum Schutz von Siedlungsgebieten, Arbeitsplätzen und Infrastruktur vor Hochwasser bei.
Für das Hochwasserrückhaltebecken Siefenwang wurden rund 4,85 Mio. € als zuwendungsfähig angemeldet. Mit 40 % sind in diesem Projekt so bis zu rund 1,94 Mio. € an EFRE-Fördermitteln abrufbar.