Kammel

Reliefbild der KammelBild vergrössern Reliefbild der Kammel

Das Kammeltal liegt im Naturraum Iller-Lech-Schotterplatten in der Naturraumeinheit Günz-Mindel-Platten. Diese zählt zur typischen Riedellandschaften der Iller-Lech-Schotterplatten und wurde im wesentlichen von Schmelzwässern der eiszeitlichen Iller-, Wertach- und Lech-Vorlandgletscher gestaltet. Der Höhenrücken wird durch zahlreiche nach Norden entwässernde Täler in flachwellige Riedel und Schotterplatten gekammert. Einer dieser kleineren Täler ist das Kammeltal.

Die Geologie des Kammeltales besteht aus jungen quartären Talfüllungen. Alluviale Ablage-rungen in den Talräumen setzen sich aus sandig-schluffigen bis lehmigen Fraktionen zu-sammen. Wegen der hohen Grundwasserstände ist die Bodenart Gley in unterschiedlicher Auspägung vorherrschend.

Die Kammel wird auch, insbesondere oberhalb von Krumbach, als Kammlach bezeichnet. Der Name Kammlach stammt von dem keltischen Wort "kamb" ab, was krumm bedeutet. Kammlach ist also das krumme Wasser.

Erste Veränderungen an der Kammel fanden durch Mühlennutzungen schon früh in historischer Zeit statt. Der topographische Atlas des Königreiches Bayern von 1832 zeigt schon alle heute noch vorhandenen Mühlen. Auffallend sind die vereinzelt dargestellten Inselbildungen im Gewässerlauf.

Im Bereich zwischen der Landkreisgrenze zum Unterallgäu und Aletshausen hat sich der Lauf gegenüber dem 1832 verzeichneten Zustand überwiegend nur unwesentlich geändert. Es liegt noch ein vielfach mäadrierender Lauf vor. Dagegen ist der Bereich zwischen Aletshausen und Krumbach schon 1832 deutlich verändert (Mühlennutzung, stellenweise gestreckter Lauf). In diesem Bereich wurden später drei deutliche Laufverkürzungen vorgenommen (Begradigung parallel zur B16 nördlich Aletshausen), oberhalb des Triebwerkes Spielvogel Niederraunau wurde eine Schlinge abgeschnitten, Laufveränderungen im Bereich Lohmühle). Unterhalb der Hammerschmiede wurden die 1832 verzeichneten Schlingen begradigt. Im Altstadtbereich von Krumbach weist die Kammel bereits den heutigen Lauf auf. Unterhalb Krumbach bis Behlingen war die Kammel 1832 stärker mäandrierend. Der Lauf wurde hier deutlich verkürzt. Oberhalb Billenhausen existierte 1832 eine Mühle, die heute nicht mehr vorhanden ist. Unterhalb Behlingen weist die Kammel schon überwiegend dieselbe Laufführung wie heute auf. Auffallend ist hier die größere Schlingenamplitude im Vergleich zur oberhalb und unterhalb anschließenden Strecke. Insgesamt kann die Kammel oberhalb von Ettenbeuren als seltenes Beispiel eines noch weitgehend in natürlicher Mäanderform erhaltenen Flusses gesehen werden.

Von Ettenbeuren bis zur Mündung in die Mindel wies die Kammel 1832 noch eine starke Mäandrierung auf. Nur in Ortsbereichen und im Bereich von Triebwerken (z.B. Kloster Wettenhausen) sind gestreckte Laufführungen zu finden.

Auf der Strecke unterhalb Ettenbeuren bis zur Mündung in die Mindel fand in den 1930er Jahren eine umfassende Kammelregulierung statt. Dabei wurde die Kammel stark bedradigt und das Bett für die Abführung einer größeren Wassermenge ausgebaut. Das konstante Regelprofil ist ungefähr für ein zwanzigjährliches Hochwasserereignis ausgelegt.

Die letzten rund 850 Meter des heutigen Kammellaufes liegen im nun begradigten Bett des früher mäandrierenden Mindellaufes. Dies wurde im Zuge der Mindelregulierung ebenfalls in den 1930er Jahren durchgeführt.

Zwischen Billenhausen und Hammerstetten wurden im Zuge der Flurbereinigung einige Aueflächen erworben. Zwischen 1986 und 1994 wurden auf diesen Flächen zahlreiche Auebiotope wie Flachmulden, Tümpel und Altwässer angelegt. Der Lauf der Kammel wurde bis auf die Anlage weniger, kleiner Seitenarme nicht verändert, der Uferverbau nicht entfernt. Außerdem wurden im Zuge dieses Ausbaus zahlreiche Ufergehölze gepflanzt.

Im Jahr 2005 wurde der Hochwasserschutz im Ortsbereich Neuburg fertig gestellt. Innerhalb des Siedlungsbereiches wurden beide Ufer mit Hochwasserschutzmauern versehen. Das Gewässerbett wurde in geringem Umfang aufgeweitet und wie zuvor mit Wasserbausteinen befestigt. Oberhalb und unterhalb des Siedlungsbereiches weitet sich der Hochwasserabflussbereich trichterförmig auf und ist statt mit Ufermauern mit Deichen begrenzt. Die Auebiotope oberhalb von Neuburg werden dadurch bei Hochwasser verstärkt eingestaut und bieten somit einen gewissen Retentionsraumersatz.

Im Jahr 2008 wurde der Hochwasserschutz Krumbach fertig gestellt. Er erfolgte oberhalb der Stadt und im südlichen Stadtbereich bis zur Mühle Leidescher durch möglichst weitgehend von der Kammel abgesetzte Deiche. Im Innenstadtbereich wurden Ufermauern erstellt, die die schrägen Böschungen bei gleichzeitiger Sohlverbreiterung ersetzen. Die zwangsläufig künstlich wirkende Situation wird durch verschiedentlich eingebrachte Störsteine aufgelockert. Wo erforderlich, werden die Mauern durch mobile Hochwasserschutzelemente unterbrochen. Im Bereich des nördlichen Gewerbegebietes werden erhöhte Zaunsockel und Deiche als Hochwasserschutz wirksam. Die Wehranlage der Mühle Leidescher wurde neu und leistungsfähiger erstellt und erhielt in diesem Zusammenhang eine technische Fischaufstiegshilfe. Das Wehr der im Besitz der Stadt Krumbach befindlichen Unteren Mühle, die derzeit nicht in Betrieb ist, erhielt zur Hochwasserabflussertüchtigung ein weiteres Wehrfeld sowie eine technische Fischaufstiegshilfe.

Die Kammel ist ein überwiegend schnell fließendes Gewässer. Der Rückstau oberhalb von Triebwerken ist eher kurz (längste Staustrecke an der Hammerschmiede in Krumbach mit rund 700 Metern). Insgesamt ist die Kammel im Ortsbereich von Krumbach durch vier vorhandene Triebwerke überwiegend im Rückstau. In den mäandrierenden, schnell fließenden Strecken weist die Kammel häufig noch eine große Strömungsvielfalt auf, was punktuell durch Totholz und ins Wasser hängende Gehölze verstärkt wird.

Die Sohle der Kammel ist überwiegend kiesig. Zu Überlagerungen durch Feinteile kommt es nur kurzfristig in Staustrecken.

Hochwasserschutzmaßnahmen in KrumbachBild vergrössern Hochwasserschutzmaßnahmen in Krumbach
Hydrologische Daten an der Mündung in die Mindel
Gewässerordnung Gewässer zweiter Ordnung
Flusssystem Mindel > Donau > Schwarzes Meer
Quelle westlich von Erisried bei Stetten (Schwaben)
Mündung südlich von Offingen an der Donau in die Mindel
Höhendifferenz Quelle – Mündung ca. 265 Meter
Gesamtlänge ca. 57 Kilometer
Einzugsgebiet 262 Quadratkilometer

Mittelwasser (MQ)

am Pegel Remshart

2,7 m3/s

Mittleres Niedrigwasser (MNQ)

am Pegel Remshart

1,5 m³/s

100-jährliches Hochwasser (HQ100)

am Pegel Remshart

65 m³/s