Newsletter 01/2023

10. Juli 2023



Licca liber Newsletter 8. Ausgabe



Liebe Lechinteressierte, lieber Lechinteressierter,

auch im Jahr 2023 möchten wir Sie über den Projektstand unseres Renaturierungsprojektes Licca liber informieren.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserem Newsletter einen informativen Überblick geben können.


Abschnitt I: Staustufe 23 bis Hochablass

Auf dem Weg zum Planfeststellungsverfahren

Fotomontage der Lechrenaturierung

Abb.1: Fotomontage der Lechrenaturierung im Bereich zwischen Staustufe 23 und Fl-km 53,2 (Quelle: Revital, SKI und Geobasisdaten © Bayerische Vermessungsverwaltung 2016)

 

Die Entwicklungsziele für den Lech stimmten wir 2014 in einem umfangreichen Flussdialog gemeinsam mit verschiedenen Interessensvertretern auf Basis einer Online-Befragung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Augsburg sowie den Gemeinden Kissing, Königsbrunn und Mering ab. Mögliche Auswirkungen der Entwicklungsziele auf das Grundwasser und die Stabilität der Flusssohle untersuchte 2019 eine Machbarkeitsstudie. Anschließend stellten Planer und Amt die Vorzugsvariante für die Renaturierung des Lechs zwischen Staustufe 23 und dem Hochablass vor.

Diese Vorzugsvariante wurde von der Planergemeinschaft SKI GmbH & Co.KG und REVITAL Naturraumplanung seit 2021 im Detail ausgeplant und das Ergebnis steht nun fest. Die für das Planfeststellungsverfahren erforderlichen Unterlagen werden aktuell fertiggestellt und im Herbst bei der unteren Wasserrechtsbehörde der Stadt Augsburg eingereicht.

 

Es ist uns gelungen die Planungen für einen freien Lech fertigzustellen und eine genehmigungsfähige Lösung zu erarbeiten. Mit den verschiedensten Akteuren wurde die Planung intensiv abgestimmt und zahlreiche „Knackpunkte“ konnten gelöst werden.

 

Die Ergebnisse möchten wir Ihnen gerne gemeinsam mit unseren Planern detailliert vorstellen. Dazu laden wir Sie herzlich zum Forum Licca liber ein.

 

Das Forum Licca liber findet am

Mittwoch, den 19.07.2023, um 18 Uhr

im Jakob-Fugger-Saal der IHK Schwaben, Stettenstraße 1 + 3,

in Augsburg

statt.

 

 

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

 

Baugrunderkundungen sind im Feld abgeschlossen

Für die detaillierte technische Planung werden zahlreiche Bodenkenntwerte benötigt.

Bohrgerät

Abb. 2: Durchführung von Rammkernsondierungen bei Fl-km 53,4

 

Die Untersuchungen konnten im Juni 2022 beauftragt werden und fanden aus naturschutzrechtlichen Gründen im Zeitraum von Oktober 2022 bis Februar 2023 statt. Dabei wurden insgesamt mehr als 260 Beprobungen durchgeführt. Die Erkundung fand in den Trinkwasserschutzgebieten der Stadt Augsburg und der Gemeinde Kissing sowie in Naturschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Gebieten statt. Bei der Ausführung der Arbeiten haben wir hierauf besonders Rücksicht genommen. Wir möchten uns bei Ihnen für Ihr entgegengebrachtes Verständnis für Behinderungen im Wegenetz herzlich bedanken.

 

Bohrgerät

Abb.3: Durchführung von Bodenerkundungen entlang der Uferwege

 

Ein Messnetz für Grundwasserbeobachtungen wurde eingerichtet

Im Januar wurden die letzten Aufschlussbohrungen durchgeführt sowie zwei zusätzliche Grundwassermessstellen gebohrt und für Messzwecke ausgebaut.  Eine neue Messstelle befindet sich neben dem Parkplatz am Kuhsee und eine weitere im Stadtwald in der Nähe des Weges „Mondschein geräumt“. Im Verbund mit den bereits bestehenden Messstellen wird ein Netz aus 43 Grundwassermessstellen generiert. Veränderungen des Grundwassers können so vor und nach der Umsetzung des Projekts detailliert beobachtet und dokumentiert werden.

Neue Grundwassermessstelle

Abb. 4: Neue Grundwassermessstelle in der Nähe des Weges „Mondschein geräumt“

 

Welche Überraschungen gab es bei der Baugrunduntersuchung?

Auf der Westseite des letzten Absturzes bei Flusskilometer 50,4 wurde eine Altablagerung im Untergrund gefunden. Der Lech ist bei den Hochwässern 1965 und 1970 oberhalb des Absturzes bei Flusskilometer 50,4 ausgebrochen. Vermutlich wurden bei der Sanierung auch Baumaterialien verfüllt, was unter heutigen Gesichtspunkten nicht richtig war. Eine örtliche Abgrenzung sowie eine Bewertung der Ablagerung wurde durchgeführt.

 Luftbild vom Hochwasser 1965

Abb. 5: Luftbild vom Hochwasser 1965 mit dem Absturz bei Flusskilometer 50,4

 

Infoschilder entlang des Lechs

Im Oktober letzten Jahres haben wir an mehreren Stellen entlang des Lechs Infoschilder aufgestellt.  Hiermit möchten wir interessierte Bürgerinnen und Bürger vor Ort über den aktuellen Stand beim Projekt informieren.

Infoschilder

Abb.6: Infoschilder in der Nähe des Hochablasses

 

Für die Renaturierung des Lechs werden Grundstücke gebraucht

Es konnten bereits einige Grundstücke aus privater und kommunaler Hand für die Umsetzung des Projekts erworben werden. Für Ihre Unterstützung möchten wir uns ganz herzlich bedanken.

Wir sind auf der Suche nach Tauschflächen. Sie sind Eigentümer einer Wald- oder landwirtschaftlichen Fläche nahe des Projektgebiets und können sich einen Verkauf zur Unterstützung des Projekts vorstellen. Wir würden uns freuen, wenn Sie Kontakt zu uns aufnehmen.

Ansprechpartner für Grunderwerb ist Bernd Wenninger. Sie erreichen Ihn per E-Mail unter bernd.wenninger@wwa-don.bayern.de oder telefonisch unter 0906/ 7009 – 130.

 


Abschnitt II: Hochablass bis Gersthofer Wehr

Kies für den innerstädtischen Lech

 

Der Gleichgewichtszustand des Lechs ist gestört, die Flusssohle hat sich in den letzten Jahrzehnten stetig eingetieft. Insbesondere im Stadtbereich tieft sich die Lechsohle immer weiter ein. Durch die Flussbegradigung und die Verbauung der Ufer kann der Lech kein Kies mehr mobilisieren und von den Alpen kommt über die Staustufenketten kein Kies mehr an. Die weiterführenden Untersuchungen im Rahmen des Projekts Licca liber haben ergeben, dass für eine stabile Flusssohle eine zusätzliche Rampe in der Nähe der Ulrichsbrücke sowie eine Aufweitung des Flussbetts unterhalb des Eisenbahnerwehrs erforderlich sind. Neben den beiden Maßnahmen ist auch eine regelmäßige Zugabe von gröberem Kies für die Stabilität der Flusssohle erforderlich.

Die Kiesauflage ist in manchen Bereichen im Flussbett bereits nicht mehr vorhanden und die tertiären Sande (Flinz) sind sichtbar. Dies birgt die Gefahr, dass die Flusssohle sich deutlich schneller und damit massiver eintieft. Außerdem bietet der Flinz auch keinen Lebensraum für die Wasserlebewesen.

 

Zum Jahreswechsel wurde Kies unterhalb des Eisenbahner Wehrs (nördlich der Afrabrücke) eingebracht. Zuerst wurde eine Baustraße für das Einbringen hergestellt und von Januar bis März wurde insgesamt 15.000 Tonnen grober Kies zugefahren.

 

 

Kieszugabe

Abb. 7: Zugabe von Kies unterhalb des Eisenbahnerwehrs, Aufnahme von Ende Januar 2023

 

Die Kieszugabe erfolgte mittig im Lechbett und wurde mit seitlichen Buhnen ausgebildet. Die Baustraße wurde nach Ende der Kieszugabe wieder zurückgebaut. Nicht nur die Lechsohle profitiert von dem Kies, sondern auch die Fische und weitere Wasserlebewesen finden wieder einen attraktiveren Lebensraum. Die angeschüttete Kiesinsel wird aber nicht auf Dauer bleiben. Der Lech wird arbeiten und je nach abfließender Wassermenge wird sich der Kies wieder weiter flussabwärts bewegen. Es stellt nur eine kurzfristige Maßnahme dar. Erst im Zusammenspiel mit der zusätzlichen geplanten Rampe, wird sich eine Sohlstabilität und eine Überdeckung des Flinzes einstellen. Bis dahin dient die Kieszugabe als Überbrückung.

 

Kieszugabe

Abb. 8: Fertige Kieszugabe, Aufnahme aus der Luft von April 2023 (Quelle: LfU, Ref. 63)

 

Woher kommt der Kies?

Die LEW ist Kraftwerksbetreiber für die Wasserkraftanlagen ab Gersthofen flussabwärts. Für einen ausreichenden Hochwasserschutz muss gewährleistet sein, dass das Lechhochwasser innerhalb der bestehenden Hochwasserschutzdeiche abfließen kann. Aus diesem Grund muss von der LEW immer wieder im Bereich der Lechbrücke zwischen Meitingen und Thierhaupten Kies entfernt werden. Der Freistaat Bayern, zuständig für die Gewässer I. und II. Ordnung, ist Eigentümer des Lechkieses. Zuletzt fand im Jahr 2017 eine Räumung statt. Der Kies wurde damals in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth unterhalb der Staustufe 23 als kurzfristige Maßnahme eingebracht.

 

Welche Probleme entstehen, wenn sich die Flusssohle weiter eintieft?

Mit einer zunehmenden Eintiefung und dem damit verbundenen Freilegen der tertiären Sande verarmen die Lebensräume für die Wasserlebewesen. Die Kiesauflage im Flussbett ist für die Wasserorganismen überlebensnotwendig, da Fische in den Kieslücken ablaichen. Der Kies bietet außerdem Lebensraum für zahlreiche wirbellose Tiere.

Die Grundwasserstände sinken mit der Gewässersohle. Im Extremfall können beispielsweise Brückenfundamente unterspült und damit instabil werden.

 


Ausblick

 

Die für das Genehmigungsverfahren erforderlichen Unterlagen planen wir im Herbst dieses Jahres für den Lechabschnitt Staustufe 23 bis Hochablass bei der unteren Wasserrechtsbehörde der Stadt Augsburg einzureichen.

 

Nach Vorliegen eines Planfeststellungsbescheids können die Ausführungsplanung und die Ausschreibung der Baumaßnahmen erfolgen.

 

 

Falls Sie Fragen zu den einzelnen Themen haben, können Sie sich gerne an uns wenden: poststelle@wwa-don.bayernde

Wir freuen uns sehr, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger für die Renaturierung des Lechs interessieren. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch weiterhin unterstützen!

Ihr Team vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth



Impressum:

Wasserwirtschaftsamt Donauwörth
Förgstraße 23
86609 Donauwörth
www.wwa-don.bayern.de

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