Licca liber
Newsletter 8. Ausgabe
Liebe Lechinteressierte,
lieber Lechinteressierter,
auch im Jahr 2023 möchten wir Sie über den Projektstand unseres
Renaturierungsprojektes Licca liber informieren.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserem Newsletter einen
informativen Überblick geben können.
Abschnitt I: Staustufe 23
bis Hochablass
Auf dem Weg zum Planfeststellungsverfahren

Abb.1: Fotomontage der Lechrenaturierung im Bereich zwischen
Staustufe 23 und Fl-km 53,2 (Quelle: Revital, SKI und Geobasisdaten ©
Bayerische Vermessungsverwaltung 2016)
Die Entwicklungsziele für den
Lech stimmten wir 2014 in einem umfangreichen Flussdialog gemeinsam
mit verschiedenen Interessensvertretern auf Basis einer Online-Befragung
der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Augsburg sowie den Gemeinden Kissing,
Königsbrunn und Mering ab. Mögliche Auswirkungen der Entwicklungsziele auf
das Grundwasser und die Stabilität der Flusssohle untersuchte 2019 eine
Machbarkeitsstudie. Anschließend stellten Planer und Amt die
Vorzugsvariante für die Renaturierung des Lechs zwischen Staustufe 23 und
dem Hochablass vor.
Diese Vorzugsvariante wurde von der Planergemeinschaft SKI
GmbH & Co.KG und REVITAL Naturraumplanung seit 2021 im Detail
ausgeplant und das Ergebnis steht nun fest. Die für das
Planfeststellungsverfahren erforderlichen Unterlagen werden aktuell fertiggestellt
und im Herbst bei der unteren Wasserrechtsbehörde der Stadt Augsburg
eingereicht.
Es ist uns gelungen die Planungen für einen freien Lech
fertigzustellen und eine genehmigungsfähige Lösung zu erarbeiten. Mit den
verschiedensten Akteuren wurde die Planung intensiv abgestimmt und
zahlreiche „Knackpunkte“ konnten gelöst werden.
Die Ergebnisse möchten wir Ihnen gerne gemeinsam mit unseren
Planern detailliert vorstellen. Dazu laden wir Sie herzlich zum Forum Licca
liber ein.
Das Forum
Licca liber findet am
Mittwoch,
den 19.07.2023, um 18 Uhr
im Jakob-Fugger-Saal
der IHK Schwaben, Stettenstraße 1 + 3,
in Augsburg
statt.
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Wir freuen
uns auf Ihr Kommen!
Baugrunderkundungen sind im Feld abgeschlossen
Für die detaillierte technische Planung werden zahlreiche
Bodenkenntwerte benötigt.

Abb. 2: Durchführung von Rammkernsondierungen bei
Fl-km 53,4
Die
Untersuchungen konnten im Juni 2022 beauftragt werden und fanden aus
naturschutzrechtlichen Gründen im Zeitraum von Oktober 2022 bis Februar
2023 statt. Dabei wurden insgesamt mehr als 260 Beprobungen durchgeführt.
Die Erkundung fand in den Trinkwasserschutzgebieten der Stadt Augsburg und
der Gemeinde Kissing sowie in Naturschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Gebieten
statt. Bei der Ausführung der Arbeiten haben wir hierauf besonders
Rücksicht genommen. Wir möchten uns bei Ihnen für Ihr entgegengebrachtes Verständnis
für Behinderungen im Wegenetz herzlich bedanken.

Abb.3: Durchführung
von Bodenerkundungen entlang der Uferwege
Ein
Messnetz für Grundwasserbeobachtungen wurde eingerichtet
Im
Januar wurden die letzten Aufschlussbohrungen durchgeführt sowie zwei
zusätzliche Grundwassermessstellen gebohrt und für Messzwecke ausgebaut.
Eine neue Messstelle befindet sich neben dem Parkplatz am Kuhsee
und eine weitere im Stadtwald in der Nähe des Weges „Mondschein geräumt“.
Im Verbund mit den bereits bestehenden Messstellen wird ein Netz aus 43
Grundwassermessstellen generiert. Veränderungen des Grundwassers können so
vor und nach der Umsetzung des Projekts detailliert beobachtet und
dokumentiert werden.

Abb. 4: Neue
Grundwassermessstelle in der Nähe des Weges „Mondschein geräumt“
Welche
Überraschungen gab es bei der Baugrunduntersuchung?
Auf
der Westseite des letzten Absturzes bei Flusskilometer 50,4 wurde eine
Altablagerung im Untergrund gefunden. Der Lech ist bei den Hochwässern 1965
und 1970 oberhalb des Absturzes bei Flusskilometer 50,4 ausgebrochen.
Vermutlich wurden bei der Sanierung auch Baumaterialien verfüllt, was unter
heutigen Gesichtspunkten nicht richtig war. Eine örtliche Abgrenzung sowie
eine Bewertung der Ablagerung wurde durchgeführt.

Abb. 5: Luftbild vom
Hochwasser 1965 mit dem Absturz bei Flusskilometer 50,4
Infoschilder entlang des Lechs
Im Oktober letzten Jahres haben wir an
mehreren Stellen entlang des Lechs Infoschilder aufgestellt. Hiermit
möchten wir interessierte Bürgerinnen und Bürger vor Ort über den aktuellen
Stand beim Projekt informieren.

Abb.6: Infoschilder in der Nähe des Hochablasses
Für die Renaturierung des Lechs werden
Grundstücke gebraucht
Es konnten bereits einige Grundstücke
aus privater und kommunaler Hand für die Umsetzung des Projekts
erworben werden. Für Ihre Unterstützung möchten wir uns ganz herzlich
bedanken.
Wir sind auf der Suche nach
Tauschflächen. Sie sind Eigentümer einer Wald- oder landwirtschaftlichen
Fläche nahe des Projektgebiets und können sich einen Verkauf zur
Unterstützung des Projekts vorstellen. Wir würden uns
freuen, wenn Sie Kontakt zu uns aufnehmen.
Ansprechpartner
für Grunderwerb ist Bernd Wenninger. Sie erreichen Ihn per E-Mail unter bernd.wenninger@wwa-don.bayern.de
oder telefonisch unter 0906/ 7009 – 130.
Abschnitt II: Hochablass bis Gersthofer Wehr
Kies
für den innerstädtischen Lech
Der
Gleichgewichtszustand des Lechs ist gestört, die Flusssohle hat sich in den
letzten Jahrzehnten stetig eingetieft. Insbesondere im Stadtbereich tieft
sich die Lechsohle immer weiter ein. Durch die Flussbegradigung und die
Verbauung der Ufer kann der Lech kein Kies mehr mobilisieren und von den
Alpen kommt über die Staustufenketten kein Kies mehr an. Die
weiterführenden Untersuchungen im Rahmen des Projekts Licca liber haben
ergeben, dass für eine stabile Flusssohle eine zusätzliche Rampe in der
Nähe der Ulrichsbrücke sowie eine Aufweitung des Flussbetts unterhalb des
Eisenbahnerwehrs erforderlich sind. Neben den beiden Maßnahmen ist auch
eine regelmäßige Zugabe von gröberem Kies für die Stabilität der Flusssohle
erforderlich.
Die
Kiesauflage ist in manchen Bereichen im Flussbett bereits nicht mehr
vorhanden und die tertiären Sande (Flinz) sind sichtbar. Dies birgt die
Gefahr, dass die Flusssohle sich deutlich schneller und damit massiver
eintieft. Außerdem bietet der Flinz auch keinen Lebensraum für die
Wasserlebewesen.
Zum
Jahreswechsel wurde Kies unterhalb des Eisenbahner Wehrs (nördlich der
Afrabrücke) eingebracht. Zuerst wurde eine Baustraße für das Einbringen
hergestellt und von Januar bis März wurde insgesamt 15.000 Tonnen grober
Kies zugefahren.

Abb. 7: Zugabe von
Kies unterhalb des Eisenbahnerwehrs, Aufnahme von Ende Januar 2023
Die
Kieszugabe erfolgte mittig im Lechbett und wurde mit seitlichen Buhnen
ausgebildet. Die Baustraße wurde nach Ende der Kieszugabe wieder
zurückgebaut. Nicht nur die Lechsohle profitiert von dem Kies, sondern auch
die Fische und weitere Wasserlebewesen finden wieder einen attraktiveren
Lebensraum. Die angeschüttete Kiesinsel wird aber nicht auf Dauer bleiben.
Der Lech wird arbeiten und je nach abfließender Wassermenge wird sich der
Kies wieder weiter flussabwärts bewegen. Es stellt nur eine kurzfristige Maßnahme
dar. Erst im Zusammenspiel mit der zusätzlichen geplanten Rampe, wird sich
eine Sohlstabilität und eine Überdeckung des Flinzes einstellen. Bis dahin
dient die Kieszugabe als Überbrückung.

Abb. 8: Fertige
Kieszugabe, Aufnahme aus der Luft von April 2023 (Quelle: LfU, Ref. 63)
Woher
kommt der Kies?
Die
LEW ist Kraftwerksbetreiber für die Wasserkraftanlagen ab Gersthofen
flussabwärts. Für einen ausreichenden Hochwasserschutz muss gewährleistet
sein, dass das Lechhochwasser innerhalb der bestehenden
Hochwasserschutzdeiche abfließen kann. Aus diesem Grund muss von der LEW
immer wieder im Bereich der Lechbrücke zwischen Meitingen und Thierhaupten
Kies entfernt werden. Der Freistaat Bayern, zuständig für die Gewässer I.
und II. Ordnung, ist Eigentümer des Lechkieses. Zuletzt fand im Jahr 2017
eine Räumung statt. Der Kies wurde damals in Abstimmung mit dem
Wasserwirtschaftsamt Donauwörth unterhalb der Staustufe 23 als kurzfristige
Maßnahme eingebracht.
Welche
Probleme entstehen, wenn sich die Flusssohle weiter eintieft?
Mit
einer zunehmenden Eintiefung und dem damit verbundenen Freilegen der
tertiären Sande verarmen die Lebensräume für die Wasserlebewesen. Die
Kiesauflage im Flussbett ist für die Wasserorganismen überlebensnotwendig,
da Fische in den Kieslücken ablaichen. Der Kies bietet außerdem Lebensraum
für zahlreiche wirbellose Tiere.
Die
Grundwasserstände sinken mit der Gewässersohle. Im Extremfall können
beispielsweise Brückenfundamente unterspült und damit instabil werden.
Ausblick
Die
für das Genehmigungsverfahren erforderlichen Unterlagen planen wir im
Herbst dieses Jahres für den Lechabschnitt Staustufe 23 bis Hochablass bei
der unteren Wasserrechtsbehörde der Stadt Augsburg einzureichen.
Nach
Vorliegen eines Planfeststellungsbescheids können die Ausführungsplanung
und die Ausschreibung der Baumaßnahmen erfolgen.
Falls Sie Fragen zu den einzelnen Themen haben, können Sie sich
gerne an uns wenden: poststelle@wwa-don.bayernde
Wir freuen uns sehr, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger für
die Renaturierung des Lechs interessieren. Wir würden uns freuen, wenn Sie
uns auch weiterhin unterstützen!
Ihr
Team vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth
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