Newsletter 01/20

03. Februar 2020



5. Ausgabe



Liebe Lechinteressierte, lieber Lechinteressierter,

auch im Jahr 2020 möchten wir Sie zum Jahresbeginn über den Projektstand unseres Renaturierungsprojektes Licca liber informieren.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserem Newsletter einen informativen Überblick geben können.


Das Projekt Licca liber hat einen weiteren Meilenstein erreicht

Im Flussdialog wurden 2014 gemeinsam mit verschiedenen Interessensvertretern Entwicklungsziele für den Lech auf Basis einer Online-Befragung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Augsburg sowie den Gemeinden Kissing, Königsbrunn und Mering abgestimmt. Seit 2016 wird die Machbarkeit der Entwicklungsziele in Bezug auf mögliche Auswirkungen auf das Grundwasser und die Stabilität der Flusssohle untersucht. Eine Vorzugsvariante für die Renaturierung des Lechs zwischen Staustufe 23 und dem Gersthofer Wehr steht nun fest.

Es ist uns gelungen eine naturnahe Lösung zu finden, die den Hochwasserschutz weiterhin gewährleistet und bei der die sohlstabilisierenden Maßnahmen keine negativen Auswirkungen auf die Grundwasserverhältnisse haben.

Zurück zu einem naturnahen Lech. In Anlehnung an den ursprünglichen Lech mit seinem weitverzweigten Flussbett werden neben dem Hauptarm des Lechs zusätzliche Nebenarme geschaffen. Der Lech soll sich im Hauptzweig von aktuell 70 m auf 130 m verbreitern. Dies wird unter anderem durch großzügige Deichrückverlegungen ins Hinterland ermöglicht. Zwischen dem Haupt- und dem Nebenarm wird in großen Bereichen das Gelände abgetragen und eine neue Aue, die sogenannte Sekundäraue, geschaffen. Eine Aue, die wieder häufig überschwemmt wird und an das Grundwasser angeschlossen ist, sie bietet unter anderem beste Standortbedingungen für die aktuell nicht mehr vorhandene Lavendelweide.

In den Nebengewässern mit wechselnden Kiesbänken und Flachuferzonen entstehen ökologisch sehr wertvolle Lebensräume für Fische und Wasserlebewesen. Sie können nach dem Rückbau von vier aus insgesamt sechs Absturzbauwerken wieder frei wandern, da die verbleibenden Bauwerke bei den Flusskilometern 53,4 und 50,4 in durchwanderbare Rampen umgebaut werden. Diese sind weiterhin erforderlich, um die Flusssohle in ihrer Lage stabil zu halten.

So könnte der Lech in Zukunft aussehen. Für den Bereich zwischen der Staustufe 23 und dem aktuell dritten Absturzbauwerk bei Flusskilometer 53,4 haben wir eine Fotomontage erstellen lassen. Abbildung 1 zeigt den Lech, wie er möglicherweise nach einer Renaturierung aussehen könnte. In Abbildung 2 finden Sie zum Vergleich ein Bild des aktuellen Zustands.

Fotomontage: So könnte der renaturierte Lech in Zukunft aussehen (Quelle: SKI, Revital)

Der Lech heute: Die Ufer sind hart verbaut (Quelle: SKI, Revital)

Mehr Dynamik für den Lech. Aufgrund der oberhalb liegenden Staustufenketten und der hart verbauten Ufer kommt im Projektgebiet kein Kies mehr an. Im Flussdialog wurde mehr Dynamik für den Lech gefordert. Aus diesem Grund werden zahlreiche Uferverbauungen zurückgebaut und es entstehen weiche Ufer. Durch regelmäßige Kieszugaben unterhalb der Staustufe 23 wird der Fließstrecke wieder Dynamik zurückgegeben und wandernde Kiesbänke entstehen.

Gute Nachricht für die Trinkwasserversorgung und die bebauten Gebiete. Begleitend zum Lech liegt auf der westlichen Uferseite im Stadtwald das Trinkwasserschutzgebiet der Stadt Augsburg und auf der östlichen Seite das der Gemeinde Kissing. Durch ein umfangreiches Grundwassermodell konnte nachgewiesen werden, dass sich infolge der umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen keine negativen Auswirkungen auf das Trinkwasser ergeben. Im Gegenteil: Durch die Stabilisierung der Sohle des Lechs wird der Grundwasserstand stabilisiert und die Trinkwasserversorgung auch in Zukunft sichergestellt. Bebaute Gebiete in der Gemeinde Kissing können sogar von den Maßnahmen am Lech profitieren. Gerade bei Hochwasserereignissen im Lech können geringere Grundwasserstände auftreten bereichsweise um bis zu 50 cm – verglichen mit der aktuellen Situation.

Entwicklungsziele für den Lech aus dem Flussdialog sind umsetzbar. Der im Flussdialog abgestimmte räumliche Korridor für die großräumigen Renaturierungsmaßnahmen wurde bestätigt. Die Untersuchungen haben ergeben, dass sogar umfangreichere bzw. zusätzliche Maßnahmen möglich sind. Im Flussdialog bestand die Vermutung, dass nur zwei Absturzbauwerke rückgebaut werden können. Nach Überprüfung durch die Universität Innsbruck können insgesamt vier Absturzbauwerke im Lech entlang des Stadtwaldes entfernt werden. Eine zusätzliche Maßnahme ist das Anlegen von Nebenarmen.

Die Vorzugsvariante für die Renaturierung des Lechs steht fest. Basierend auf den Entwicklungszielen wurden von der beauftragten Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus SKI GmbH & Co. KG, Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner GmbH sowie der Universität Innsbruck, unterschiedliche Varianten entwickelt, wie der Lech umgebaut werden könnte. Sämtliche Varianten wurden in Bezug auf die Auswirkungen auf das Grundwasser und die Stabilität der Flusssohle untersucht. Anhand zahlreicher Kriterien, wie z.B. die Länge der weichen Ufer, wurden die Varianten unter Beteiligung der Arbeitsgruppe bewertet. Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus Behörden, betroffenen Kommunen, Wasserversorger, Wasserkraftbetreiber, Fischereifachberatung und den Verbänden wie Lechallianz und IGHS (Interessengemeinschaft Grund- und Hochwasserschutz/Obere Paar-Lech e.V.). Im Bereich zwischen der Staustufe 23 und dem Hochablass wird bei der Vorzugsvariante stärker auf die Eigendynamik des Lechs gesetzt. Aufgrund seines mäandrierenden Verlaufs soll er seine neue Flussbreite durch das Abtragen seiner Außenufer gestalten. Der Lech wird nach Erreichen der Breite von 130 m durch versteckte Sicherungen eingebremst, um nachteilige Auswirkungen - unter anderem auf die Trinkwasserbrunnen - zu vermeiden.

Maßnahmen im Abschnitt Hochablass bis Gersthofer Wehr. Aufgrund der nahen Bebauung sowie der tiefen Lage des Lechs innerhalb der Stadt Augsburg beschränken sich die Renaturierungsmaßnahmen in der Fläche auf den Abschnitt entlang der Flussmeisterstelle Augsburg. Hier ist eine Aufweitung des Flussbetts möglich. Gerade im innerstädtischen Bereich verläuft der Lech sehr geradlinig und insbesondere bei Hochwasser werden Jungfische über mehrere Kilometer flussabwärts abgetrieben. Sie finden aktuell keinen Rückzugsraum mit beruhigten Fließbereichen. Die Flussaufweitung stellt sowohl für die Gewässerökologie, als auch für die Naherholung einen großen Gewinn dar. Zur Stabilisierung der Flusssohle ist eine durchgängige Rampe auf Höhe der Ulrichsbrücke zusätzlich erforderlich. Außerdem wird der Flinz mit einer ausreichenden Kiesschicht bedeckt.


Vorstellung der Ergebnisse im 2. Forum Licca liber

Die Ergebnisse aus der weiterführenden Untersuchung mit der Vorzugsvariante für den Lech wurden am 18.07.2019 interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Kolpingsaal in Augsburg präsentiert. Die bislang an der offenen Planung am Lech beteiligten Interessensvertreter – aus Forst- und Landwirtschaft, Naturschutz, Fischerfachberatung des Bezirks, Wasserkraft, Wasserversorger, Vereinen sowie Gemeindepolitik und Verwaltung – nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil. 200 Bürger und Bürgerinnen nutzten die Gelegenheit im Austausch mit den Interessensvertretern und Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth die Ergebnisse zu diskutieren und sich zu informieren.

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Vorstellung und Diskussion im Kissinger Gemeinderat

Auf Einladung des Bürgermeisters Reinhard Gürtner der Gemeinde Kissing hatte das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth am 25.07.2019 die Gelegenheit das Konzept zur Renaturierung des Lechs im Rahmen der öffentlichen Gemeinderatssitzung vorzustellen.

Die Gemeinderäte wollten wissen, ob Licca liber Auswirkungen auf die Kissinger Seen hat, ob Probebohrungen für das Grundwassermodell durchgeführt wurden und ob ein Lechsteg mit Licca liber vereinbar sei.

Der Auensee und der Weitmannsee werden, wie im Flussdialog 2014 abgestimmt, eigenständige Seen bleiben und nicht Bestandteil des Lechs. Wie bereits am Weitmannsee vorhanden sind dort zwei weitere Ableitungen sowie jeweils eine Ableitung am Auen- und Kuhsee zur Regulierung der Grundwasserstände erforderlich. Für das Grundwassermodell konnte auf zahlreiche bereits vorhandene Messstellen zurückgegriffen werden. Eine zusätzliche Erkundung ist zum aktuellen Planungsstand nicht erforderlich. Ein Lechsteg wäre mit der Renaturierung des Lechs vereinbar. Allerdings liegen Planung, Bau und Realisierung nicht im Kompetenzbereich des Wasserwirtschaftsamtes.

Nach Abschluss der Gemeinderatssitzung konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Projekt Fragen stellen. Bürger informierten sich über die Sicherung der Deiche in den Bereichen, in denen sich der Lech aus eigener Kraft ausweiten darf. Die Renaturierung findet nur in dem Rahmen statt, den der Hochwasserschutz zulässt. Auch Befürchtungen zur negativen Beeinträchtigung des Trinkwasserschutzes werden vom Wasserwirtschaftsamt ernst genommen. Wie bereits eingangs erwähnt tragen wir dafür Sorge, dass der Trinkwasserschutz auch nach Renaturierung des Lechs gewährleistet bleibt.


130 Interessierte radelten am Lech

Im Rahmen von BayernTourNatur lud das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth am 06.09.2019 interessierte Bürger und Bürgerinnen zu einer gemeinsamen Radtour am Lech ein.

Positiv überrascht von dem großen Interesse an der Radtour haben wir spontan einen zusätzlichen Termin Ende Oktober 2019 angeboten, um allen Interessierten eine Teilnahme zu ermöglichen. 

Vorstellung des Projekts in der Kleingruppe

Vorstellung des Projekts in der Kleingruppe

Radtour mit mehreren Haltepunkten

Unterwegs am Lech im Bereich Hochablass bis Staustufe 23 wurde das Projekt Licca liber vorgestellt. Hierbei wurde nicht nur der geradelte Abschnitt präsentiert, sondern auch auf die Maßnahmen im Stadtbereich zwischen Hochablass und Gersthofer Wehr eingegangen.

Insgesamt radelten 130 Interessierte am Lech mit. Über das große Interesse am Projekt freuen wir uns sehr und wir möchten uns an dieser Stelle für Ihr Interesse sowie Mitradeln sehr herzlich bedanken. 


Rundfunkbeitrag zu Licca liber

Am Samstag, den 18.01.2020 war ab 12:05 Uhr ein Beitrag zum Lech und dem Projekt Licca liber auf Bayern 2 zu hören. Die BR-Journalistin Doris Bimmer informierte sich im Interview über den Lech beginnend von der Quelle bis zur Mündung in die Donau und dem Projekt Licca liber.

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Für die Renaturierung des Lechs werden Grundstücke gebraucht

Um die Vorzugsvariante zwischen Staustufe 23 und Hochablass, wie im Konzept vorgesehen umsetzen zu können, muss das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth noch zusätzliche Flächen erwerben. Sind Sie Eigentümer eines Grundstücks innerhalb unseres Projektgebiets und Sie möchten das Projekt unterstützen? Wir würden uns freuen, wenn Sie Kontakt zu uns aufnehmen.

Ansprechpartner für Grunderwerb ist Bernd Wenninger. Sie erreichen Ihn per E-Mail unter bernd.wenninger@wwa-don.bayern.de oder telefonisch unter 0906/ 7009 – 130.


Wie geht es weiter?

Basierend auf den Ergebnissen aus der weiterführenden Untersuchung werden in einem europaweiten Vergabeverfahren die nächsten Planungsphasen in den kommenden Wochen ausgeschrieben. Nach Auftragsvergabe Mitte 2020 werden die Planungen für die Renaturierung weiter vorangetrieben. Diese münden anschließend in einem Planfeststellungsverfahren.

Außerdem sollen zukünftige Infoschilder entlang des Lechs über das Projekt Licca liber informieren. Die Ergebnisse und Berichte aus der weiterführenden Untersuchung werden in Kürze auf der Homepage des Wasserwirtschaftsamtes veröffentlicht.

Der nächste Newsletter erscheint im Dezember 2020.

Falls Sie Fragen zu den einzelnen Themen haben, können Sie sich gerne an uns wenden: poststelle@wwa-don.bayern.de

Wir haben uns sehr gefreut, dass sich sehr viele Bürgerinnen und Bürger für die Renaturierung des Lechs interessieren. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch weiterhin unterstützen!

  

Ihr Team vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth



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Wasserwirtschaftsamt Donauwörth
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