Liebe
Lechinteressierte, lieber Lechinteressierter,
auch im Jahr 2020 möchten wir Sie zum
Jahresbeginn über den Projektstand unseres Renaturierungsprojektes Licca
liber informieren.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit
unserem Newsletter einen informativen Überblick geben können.
Das Projekt Licca
liber hat einen weiteren Meilenstein erreicht
Im Flussdialog wurden 2014 gemeinsam
mit verschiedenen Interessensvertretern Entwicklungsziele für den Lech auf
Basis einer Online-Befragung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Augsburg
sowie den Gemeinden Kissing, Königsbrunn und Mering abgestimmt. Seit 2016
wird die Machbarkeit der Entwicklungsziele in Bezug auf mögliche
Auswirkungen auf das Grundwasser und die Stabilität der Flusssohle
untersucht. Eine Vorzugsvariante für die Renaturierung des Lechs zwischen
Staustufe 23 und dem Gersthofer Wehr steht nun fest.
Es ist uns gelungen eine naturnahe Lösung zu finden, die den
Hochwasserschutz weiterhin gewährleistet und bei der die
sohlstabilisierenden Maßnahmen keine negativen Auswirkungen auf die
Grundwasserverhältnisse haben.
Zurück zu einem naturnahen Lech. In Anlehnung an
den ursprünglichen Lech mit seinem weitverzweigten Flussbett werden neben
dem Hauptarm des Lechs zusätzliche Nebenarme geschaffen. Der Lech soll sich
im Hauptzweig von aktuell 70 m auf 130 m verbreitern. Dies wird unter
anderem durch großzügige Deichrückverlegungen ins Hinterland ermöglicht.
Zwischen dem Haupt- und dem Nebenarm wird in großen Bereichen das Gelände
abgetragen und eine neue Aue, die sogenannte Sekundäraue, geschaffen. Eine
Aue, die wieder häufig überschwemmt wird und an das Grundwasser
angeschlossen ist, sie bietet unter anderem beste Standortbedingungen für
die aktuell nicht mehr vorhandene Lavendelweide.
In den Nebengewässern mit wechselnden
Kiesbänken und Flachuferzonen entstehen ökologisch sehr wertvolle
Lebensräume für Fische und Wasserlebewesen. Sie können nach dem Rückbau von
vier aus insgesamt sechs Absturzbauwerken wieder frei wandern, da die verbleibenden
Bauwerke bei den Flusskilometern 53,4 und 50,4 in durchwanderbare Rampen
umgebaut werden. Diese sind weiterhin erforderlich, um die Flusssohle in
ihrer Lage stabil zu halten.
So könnte der Lech in Zukunft
aussehen. Für den Bereich zwischen der Staustufe 23 und dem aktuell
dritten Absturzbauwerk bei Flusskilometer 53,4 haben wir eine Fotomontage
erstellen lassen. Abbildung 1 zeigt den Lech, wie er möglicherweise nach
einer Renaturierung aussehen könnte. In Abbildung 2 finden Sie zum
Vergleich ein Bild des aktuellen Zustands.

Fotomontage: So
könnte der renaturierte Lech in Zukunft aussehen (Quelle: SKI, Revital)

Der Lech heute: Die Ufer sind hart verbaut (Quelle: SKI,
Revital)
Mehr Dynamik für
den Lech. Aufgrund der oberhalb liegenden Staustufenketten und der hart
verbauten Ufer kommt im Projektgebiet kein Kies mehr an. Im Flussdialog
wurde mehr Dynamik für den Lech gefordert. Aus diesem Grund werden
zahlreiche Uferverbauungen zurückgebaut und es entstehen weiche Ufer. Durch
regelmäßige Kieszugaben unterhalb der Staustufe 23 wird der Fließstrecke
wieder Dynamik zurückgegeben und wandernde Kiesbänke entstehen.
Gute Nachricht für
die Trinkwasserversorgung und die bebauten Gebiete. Begleitend zum Lech
liegt auf der westlichen Uferseite im Stadtwald das Trinkwasserschutzgebiet
der Stadt Augsburg und auf der östlichen Seite das der Gemeinde Kissing.
Durch ein umfangreiches Grundwassermodell konnte nachgewiesen werden, dass
sich infolge der umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen keine negativen
Auswirkungen auf das Trinkwasser ergeben. Im Gegenteil: Durch die
Stabilisierung der Sohle des Lechs wird der Grundwasserstand stabilisiert
und die Trinkwasserversorgung auch in Zukunft sichergestellt. Bebaute
Gebiete in der Gemeinde Kissing können sogar von den Maßnahmen am Lech
profitieren. Gerade bei Hochwasserereignissen im Lech können geringere
Grundwasserstände auftreten bereichsweise um bis zu 50 cm – verglichen mit
der aktuellen Situation.
Entwicklungsziele
für den Lech aus dem Flussdialog sind umsetzbar. Der im Flussdialog
abgestimmte räumliche Korridor für die großräumigen Renaturierungsmaßnahmen
wurde bestätigt. Die Untersuchungen haben ergeben, dass sogar
umfangreichere bzw. zusätzliche Maßnahmen möglich sind. Im Flussdialog
bestand die Vermutung, dass nur zwei Absturzbauwerke rückgebaut werden
können. Nach Überprüfung durch die Universität Innsbruck können insgesamt
vier Absturzbauwerke im Lech entlang des Stadtwaldes entfernt werden. Eine
zusätzliche Maßnahme ist das Anlegen von Nebenarmen.
Die
Vorzugsvariante für die Renaturierung des Lechs steht fest.
Basierend auf den Entwicklungszielen wurden von der beauftragten
Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus SKI GmbH & Co. KG,
Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner GmbH sowie der Universität
Innsbruck, unterschiedliche Varianten entwickelt, wie der Lech umgebaut
werden könnte. Sämtliche Varianten wurden in Bezug auf die Auswirkungen auf
das Grundwasser und die Stabilität der Flusssohle untersucht. Anhand
zahlreicher Kriterien, wie z.B. die Länge der weichen Ufer, wurden die
Varianten unter Beteiligung der Arbeitsgruppe bewertet. Die Arbeitsgruppe
setzt sich zusammen aus Behörden, betroffenen Kommunen, Wasserversorger,
Wasserkraftbetreiber, Fischereifachberatung und den Verbänden wie
Lechallianz und IGHS (Interessengemeinschaft Grund- und Hochwasserschutz/Obere
Paar-Lech e.V.). Im Bereich zwischen der Staustufe 23 und dem Hochablass
wird bei der Vorzugsvariante stärker auf die Eigendynamik des Lechs
gesetzt. Aufgrund seines mäandrierenden Verlaufs soll er seine neue
Flussbreite durch das Abtragen seiner Außenufer gestalten. Der Lech wird
nach Erreichen der Breite von 130 m durch versteckte Sicherungen
eingebremst, um nachteilige Auswirkungen - unter anderem auf die
Trinkwasserbrunnen - zu vermeiden.
Maßnahmen im
Abschnitt Hochablass bis Gersthofer Wehr. Aufgrund der nahen
Bebauung sowie der tiefen Lage des Lechs innerhalb der Stadt Augsburg
beschränken sich die Renaturierungsmaßnahmen in der Fläche auf den
Abschnitt entlang der Flussmeisterstelle Augsburg. Hier ist eine Aufweitung
des Flussbetts möglich. Gerade im innerstädtischen Bereich verläuft der
Lech sehr geradlinig und insbesondere bei Hochwasser werden Jungfische über
mehrere Kilometer flussabwärts abgetrieben. Sie finden aktuell keinen
Rückzugsraum mit beruhigten Fließbereichen. Die Flussaufweitung stellt
sowohl für die Gewässerökologie, als auch für die Naherholung einen großen
Gewinn dar. Zur Stabilisierung der Flusssohle ist eine durchgängige Rampe
auf Höhe der Ulrichsbrücke zusätzlich erforderlich. Außerdem wird der Flinz
mit einer ausreichenden Kiesschicht bedeckt.
Vorstellung
der Ergebnisse im 2. Forum Licca liber
Die Ergebnisse aus der
weiterführenden Untersuchung mit der Vorzugsvariante für den Lech wurden am
18.07.2019 interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Kolpingsaal in
Augsburg präsentiert. Die bislang an der offenen Planung am Lech
beteiligten Interessensvertreter – aus Forst- und Landwirtschaft,
Naturschutz, Fischerfachberatung des Bezirks, Wasserkraft, Wasserversorger,
Vereinen sowie Gemeindepolitik und Verwaltung – nahmen ebenfalls an der
Veranstaltung teil. 200 Bürger und Bürgerinnen nutzten die Gelegenheit im
Austausch mit den Interessensvertretern und Vertretern des
Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth die Ergebnisse zu diskutieren und sich zu
informieren.
Vorstellung
und Diskussion im Kissinger Gemeinderat
Auf Einladung des
Bürgermeisters Reinhard Gürtner der Gemeinde Kissing hatte das
Wasserwirtschaftsamt Donauwörth am 25.07.2019 die Gelegenheit das Konzept
zur Renaturierung des Lechs im Rahmen der öffentlichen Gemeinderatssitzung
vorzustellen.
Die Gemeinderäte wollten
wissen, ob Licca liber Auswirkungen auf die Kissinger Seen hat, ob
Probebohrungen für das Grundwassermodell durchgeführt wurden und ob ein
Lechsteg mit Licca liber vereinbar sei.
Der Auensee und der
Weitmannsee werden, wie im Flussdialog 2014 abgestimmt, eigenständige Seen
bleiben und nicht Bestandteil des Lechs. Wie bereits am Weitmannsee
vorhanden sind dort zwei weitere Ableitungen sowie jeweils eine Ableitung
am Auen- und Kuhsee zur Regulierung der Grundwasserstände erforderlich. Für
das Grundwassermodell konnte auf zahlreiche bereits vorhandene Messstellen
zurückgegriffen werden. Eine zusätzliche Erkundung ist zum aktuellen
Planungsstand nicht erforderlich. Ein Lechsteg wäre mit der Renaturierung
des Lechs vereinbar. Allerdings liegen Planung, Bau und Realisierung nicht
im Kompetenzbereich des Wasserwirtschaftsamtes.
Nach Abschluss der
Gemeinderatssitzung konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger zum
Projekt Fragen stellen. Bürger informierten sich über die Sicherung der
Deiche in den Bereichen, in denen sich der Lech aus eigener Kraft ausweiten
darf. Die Renaturierung findet nur in dem Rahmen statt, den der
Hochwasserschutz zulässt. Auch Befürchtungen zur negativen Beeinträchtigung
des Trinkwasserschutzes werden vom Wasserwirtschaftsamt ernst genommen. Wie
bereits eingangs erwähnt tragen wir dafür Sorge, dass der Trinkwasserschutz
auch nach Renaturierung des Lechs gewährleistet bleibt.
130 Interessierte radelten am Lech
Im Rahmen von
BayernTourNatur lud das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth am 06.09.2019
interessierte Bürger und Bürgerinnen zu einer gemeinsamen Radtour am Lech
ein.
Positiv überrascht von
dem großen Interesse an der Radtour haben wir spontan einen zusätzlichen
Termin Ende Oktober 2019 angeboten, um allen Interessierten eine Teilnahme
zu ermöglichen.

Vorstellung des
Projekts in der Kleingruppe

Radtour mit
mehreren Haltepunkten
Unterwegs am Lech im
Bereich Hochablass bis Staustufe 23 wurde das Projekt Licca liber
vorgestellt. Hierbei wurde nicht nur der geradelte Abschnitt präsentiert,
sondern auch auf die Maßnahmen im Stadtbereich zwischen Hochablass und
Gersthofer Wehr eingegangen.
Insgesamt radelten 130
Interessierte am Lech mit. Über das große Interesse am Projekt freuen wir
uns sehr und wir möchten uns an dieser Stelle für Ihr Interesse sowie
Mitradeln sehr herzlich bedanken.
Rundfunkbeitrag
zu Licca liber
Am Samstag, den
18.01.2020 war ab 12:05 Uhr ein Beitrag zum Lech und dem Projekt Licca
liber auf Bayern 2 zu hören. Die BR-Journalistin Doris Bimmer informierte
sich im Interview über den Lech beginnend von der Quelle bis zur Mündung in
die Donau und dem Projekt Licca liber.
Für
die Renaturierung des Lechs werden Grundstücke gebraucht
Um die Vorzugsvariante
zwischen Staustufe 23 und Hochablass, wie im Konzept vorgesehen umsetzen zu
können, muss das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth noch zusätzliche Flächen
erwerben. Sind Sie Eigentümer eines Grundstücks innerhalb unseres
Projektgebiets und Sie möchten das Projekt unterstützen? Wir würden uns
freuen, wenn Sie Kontakt zu uns aufnehmen.
Ansprechpartner für
Grunderwerb ist Bernd Wenninger. Sie erreichen Ihn per E-Mail unter bernd.wenninger@wwa-don.bayern.de
oder telefonisch unter 0906/ 7009 – 130.
Wie
geht es weiter?
Basierend auf den
Ergebnissen aus der weiterführenden Untersuchung werden in einem
europaweiten Vergabeverfahren die nächsten Planungsphasen in den kommenden
Wochen ausgeschrieben. Nach Auftragsvergabe Mitte 2020 werden die Planungen
für die Renaturierung weiter vorangetrieben. Diese münden anschließend in
einem Planfeststellungsverfahren.
Außerdem sollen
zukünftige Infoschilder entlang des Lechs über das Projekt Licca liber
informieren. Die Ergebnisse und Berichte aus der weiterführenden
Untersuchung werden in Kürze auf der Homepage des Wasserwirtschaftsamtes
veröffentlicht.
Der nächste Newsletter
erscheint im Dezember 2020.
Falls Sie
Fragen zu den einzelnen Themen haben, können Sie sich gerne an uns wenden: poststelle@wwa-don.bayern.de
Wir haben
uns sehr gefreut, dass sich sehr viele Bürgerinnen und Bürger für die
Renaturierung des Lechs interessieren. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns
auch weiterhin unterstützen!
Ihr Team vom
Wasserwirtschaftsamt Donauwörth
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