Wertach vital II - Umsetzung
vom Ackermannwehr bis zur Bürgermeister-Ackermann-Brücke
Nach dem Pfingsthochwasser 1999 ergriffen die Stadt Augsburg und das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth umgehend gemeinsam zahlreiche Sofortmaßnahmen, um den Hochwasserschutz bis zum Abschluss der Maßnahmen von Wertach vital auf einem möglichst hohen Niveau sicherzustellen.
- Am zerstörten Ackermannwehr schützte bis zur Fertigstellung des neuen Schlauchwehres 2006 ein hoher, massiver Steinverbau vor Hochwasser. Ein bei kritischen Abflüssen sich selbst auflösender Reißdamm führte provisorisch Wertachwasser in die städtischen Kanäle.
- Eine Verlegung des Flusses durch Treibholz an der neuen Lokalbahnbrücke ist künftig nicht mehr möglich. Sie hat keinen Mittelpfeiler mehr.
- Der Deich unter der B 17 Brücke wurde erhöht und versteint.
- Alte, den Wasserabfluss behindernde, umsturzgefährdete Bäume wurden gefällt.
Das Projekt „Wertach vital II“ zwischen dem Ackermannwehr und dem Goggeleswehr wird in vier Realisierungsabschnitten umgesetzt:
Übersicht über die einzelnen Realisierungsabschnitte
4. Realisierungsabschnitt B17-Brücke – Ackermannwehr
Aufgrund vielfältiger Interessenslagen gab es im Rahmen der Offenen Planung ab 2007 einen breit angelegten öffentlichen Dialogprozess zur Deichlinienführung. Dieser Prozess konnte im Herbst 2011 mit Wahl einer Vorzugsvariante abgeschlossen werden. Anschließend wurde diese Vorzugsvariante ausgeplant und im November 2015 das Planfeststellungsverfahren beantragt. Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung liegen die Planunterlagen vom 3.11.2016 bis einschließlich 2.12.2016 in Augsburg und Stadtbergen aus. Einwendungen können bis 16.12.2016 erhoben werden.
Von der Planung sind insgesamt 42 Kleingartenparzellen und elf Privatgrundstücke betroffen. Im Winter 2012/13 wurde am Ackemannwehr die erste Kleingartenanlage zurückverlegt. Alle betrofenen Kleingartenparzellen werden in unmittelbarer Nähe in einer neuen Kleingartenanlage ersetzt. Zwischen Herbst 2013 und Sommer 2014 wurden die Privatgrundstücke rückverlegt und Ersatzkleingartenparzellen erstellt. Mit Ausnahme eines Grundstückes ist seitdem die Grundstücksverfügbarkeit für diesen Abschnitt gegeben.
Die Eintiefung der Wertach schreitet in diesem Abschnitt weiterhin fort. Unterhalb des Ackermannwehres werden provisorisch Wasserbausteine als Flussbettsicherung eingebracht um die Standfestigkeit des Ackermannwehres bis zur Umsetzung von Wertach vital in diesem Abschnitt zu gewährleisten.
Eintiefung der Wertach unterhalb des Ackermannwehres
Uferanbruch unterhalb des Ackermannwehres
Musterstrecke
Um den Augsburger Bürgern einen Eindruck zu vermitteln wie die Umgestaltung der Wertach in der Innenstadt aussehen könnte, hat das Wasserwirtschaftsamt 2004 eine Musterstrecke erstellt. Dort wurden die Ufer der Wertach größtenteils deutlich abgeflacht und aufgeweitet. Die Wertach ist dort wieder besser zugänglich und hat mehr Platz für den Hochwasserabfluss.
Wertach vor der Umgestaltung
Wertach nach der Umgestaltung
1. Realisierungsabschnitt Bürgermeister-Ackermann-Brücke - Luitpoldbrücke
Im Winter 2004/05 unterspülte die Wertach das Goggeleswehr, am 16. Februar 2005 brachen Betonstücke aus den Pfeilern heraus. Die Schädigung war so schwerwiegend, dass die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet war und das Wehr abgebrochen werden musste.
Um die Flusssohle zu stabilisieren, wurde das Wehr durch die Große Rampe ersetzt. Massive Steinquader mit einem Gewicht von bis zu drei Tonnen bremsen jetzt die Kraft der Wertach und überbrücken gleichzeitig den früheren Höhenunterschied am Wehr von etwa fünf Metern. Nun können auch Fische und andere Gewässerlebewesen diese Stelle problemlos passieren.
Goggeleswehr 2003
Große Rampe 2006
2. Realisierungsabschnitt Luitpoldbrücke – Localbahnbrücke
Baustellenbetrieb
Diese ersten Maßnahmen wurden so gut angenommen, dass die Umsetzung von allen Seiten mit Nachdruck weiter verfolgt wurde. So konnte der 2.Realisierungsabschnitt im Jahr 2008 fertig gestellt werden.
Das westliche Wertachufer wurde aufgeweitet und ein Uferweg angelegt. Dadurch erhöht sich der Abflussraum im Hochwasserfall und gleichzeitig wird die Wertach wieder als Bestandteil des Stadtbildes wahrgenommen.
Zum Hochwasserschutz wurde entlang der Localbahntrasse eine Hochwasserschutzmauer auf einer Länge von rund 400 Metern errichtet. Im restlichen Bereich gewährleisten Geländeauffüllungen den Hochwasserschutz.
Bau der Rampe am Mühlhettenbachdüker
fertig gestellter Querriegel
Der Mühlhettenbachdüker, direkt unterstrom der Localbahnbrücke, wirkt als sohlstützendes Querbauwerk für die Wertachsohle oberstrom. Bei den vergangenen Hochwasserereignissen hat sich die Wertach unterstrom des Dükers immer wieder tiefer in ihr Bett eingegraben. Nach jedem größeren Hochwasser mussten Wasserbausteine als provisorische Flussbettsicherung eingebracht werden.. Zur nachhaltigen Sicherung gegen Eintiefung und zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit für Fische und andere Gewässerlebewesen wurde im Anschluss an den Mühlhettenbachdüker eine Rampe gebaut. Gleichzeitig schützen einzelne Querriegel im Abstand von jeweils 200 Metern vor weiteren Sohleintiefungen zwischen Mühlhettenbachdüker und Großer Rampe.
Wertach vor der Umgestaltung
Wertach nach der Umgestaltung
3. Realisierungsabschnitt Localbahnbrücke – B17-Brücke
Für den Hochwasserschutz wurde auf der Ostseite ein neuer, von der Wertach zurückverlegter Deich gebaut. In beengten Bereichen ersetzen Hochwasserschutzmauern, bei Wegeverbindungen mobile Elemente, den Deich. Auf der Westseite wurde der vorhandenen Deich zurückzuverlegt und erhöht. Zusammen mit der Uferaufweitung ist die Wertach so auch in diesem Abschnitt in der Lage ein hundertjährliches Hochwasser schadfrei abzuführen. Zur Sohlstabilisierung kommt hier, wie auch bereits bei Wertach vital I, das Offene Deckwerk zur Anwendung.
Im Vorfeld der Umgestaltung war ein Eingriff in über 30 Privatgrundstücke notwendig. Mit allen Betroffenen konnte eine Einigung erzielt werden, so dass ab Anfang 2012 alle nötigen Grundstücke zur Verfügung standen.
Die Freizeitgestaltung hat in diesem Abschnitt aufgrund seiner Lage eine zentrale Bedeutung. Mit Uferabgängen, einer Sitzstufenanlage und uferbegleitenden Wegen haben Erholungssuchenden die Möglichkeit, das Gewässer zu erleben. Dazu konnte der Betrieb der Kulperhütte für die Zukunft gesichert werden. Seit August 2013 ist die Kulperhütte wieder geöffnet.
Um eine zeitnahe Realisierung zu ermöglichen, wurde der Abschnitt in zwei Baulose unterteilt. Das erste Baulos wurde von Ende 2012 bis Mitte 2013 ausgeführt, das zweite Baulos von Ende 2013 bis Mitte 2015.
Bestand 2011, Blickrichtung Nord auf die Localbahnbrücke
nach der Umgestaltung 2015, Blickrichtung Nord auf die Localbahnbrücke