Wertach vital I - Umsetzung
von der Staustufe Inningen bis zum Ackermannwehr
Die erste Rampe unterhalb der Staustufe Inningen
Maßnahmenüberblick
Die ständig fortschreitende Eintiefung der Wertach unmittelbar unterhalb der Staustufe Inningen zwang zu raschem Handeln. Die erste Rampe musste diese Entwicklung schnellstmöglich stoppen, um die Sicherheit der Anlieger und die Stabilität der Stauanlage zu gewährleisten. Der Bau der Rampe 1 wurde unmittelbar nach dem ersten Spatenstich am 20. Oktober 2000 begonnen. Im Jahr 2001 folgte die Rampe 2, rund einen Kiilometer südlich der Inninger Wertachbrücke.
Im Wesentlichen besteht Wertach vital I aus den folgenden Abschnitten:
Flussbettaufweitung mit natürlicher Entwicklung
Dieser Bereich befindet sich zwischen den Rampen 1 und 2. Hier steht genügend freie Fläche zur Verfügung, so dass die Ufersicherung entfernt werden konnte. Nun kann sich der Fluss wieder frei entfalten und bietet einen naturnahen Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
In einem natürlichen Prozess lagern Hochwasserereignisse das Flussbett nun wieder um und die Wertach kann sich wieder selbst entfalten. Seit der Umgestaltung im Winter 2001/02 haben sich standorttypische Pflanzen und Tiere ihren Raum zurückerobert.
eingeengte Wertach vor der Umgestaltung
Natürliche Entwicklungsstrecke nach der Umgestaltung
In diesem Abschnitt gibt es keine Wege mehr direkt am Ufer. Zum einen können die Ufer jederzeit, wegen der fehlenden Uferbefestigung nachbrechen, zum anderen soll hier ein Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen fernab vom Menschen gesichert werden.
Flussbettaufweitung mit gesicherten Ufern
Im Abschnitt zwischen Rampe 2 und Inninger Wertachbrücke befinden sich Siedlungsgebiete in unmittelbarer Nähe zum Fluss. Hier wurde das Flussbett verbreitert und die vorhandenen Deiche saniert. Nun hat die Wertach im Hochwasserfall wieder mehr Abflussraum. Damit die Wertach dabei nicht aus ihrem Flussbett ausbrechen kann und besiedelte Gebiete überschwemmt, wurden die Ufer mit Wasserbausteinen gesichert. Bei der Gestaltung waren alle Beteiligten stets darauf bedacht, den Fluss so naturnah wie möglich zu gestalten.
Blick flussaufwärts von der Inninger Wertachbrücke 200
Blick flussaufwärts von der Inninger Wertachbrücke 2012
Flussbettaufweitung mit rückverlegten Deichen und Offenem Deckwerk
In den Jahren 2005/06 wurde der Bereich zwischen der Inninger Brücke und dem Ackermannwehr umgestaltet. Die Sohlrampe unter der Brücke wurde saniert und für Fische und andere Gewässerlebewesen durchgängig ausgebaut. Die Ufer der Wertach wurden aufgeweitet und eine flächige Sohlsicherung verhindert die weitere Tiefenerosion.
Blick flussabwärts von der Inninger Wertachbrücke 2003
Blick flussabwärts von der Inninger Wertachbrücke 2012
Systemskizze Offenes Deckwerk mit Uferbefestigungh
Die Sohlsicherung wird hier als „Offenes Deckwerk“ ausgeführt, eine Methode, die der Natur abgeschaut wurde. Hierbei werden sechs bis sieben Wasserbausteine pro m2 auf die Flusssohle aufgebracht und mit wertacheigenem Kies überschüttet. So ist auch für Kleinlebewesen ein Leben auf der Flusssohle gesichert.
Die Methode ist eine alternative zum Bau von Sohlrampen zur Sohlstabilisierung und wurde erstmalig an der Wertach in einem größeren Umfang eingesetzt.
Auch in diesem Abschnitt wurden die Ufer mit Wasserbausteinen gesichert.
Deichbau für die Fuchssiedlung
Lageplan Deichbau Fuchssiedlung
Querschnitt Deich
Nach einem langwierigen Klageverfahren und Grundstücksverhandlungen wurde dieser Abschnitt im Jahr 2015 umgesetzt. In diesem letzten Bauabschnitt von Wertach vital im südlichen Stadtbereich von Augsburg
(Staustufe Inningen bis Ackermannwehr) wurde der Bau eines Deiches für den Hochwasserschutz nördlich der
Fuchssiedlung umgesetzt. Der bis zu zwei Meter hohe Deich ist mit gering durchlässigem Erdmaterial
errichtet. Die Deichkrone ist mit gebrochenem Kies befestigt und für Unterhaltungs- und
Deichverteidigungszwecke befahrbar ausgebildet.
Bevor mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden kann, waren umfangreiche Eingriffe in die
vorhandenen Sträucher und Bäume nötig. Neben der Deichaufstandsfläche ist aus Sicherheitsgründen
sowohl land- als auch wasserseitig ein drei Meter breiter Schutzstreifen von Gehölzen freizuhalten.
In einem weiteren sieben Meter breiten Schutzstreifen sind größere Bäume wegen Durchwurzelungsgefahr
des Deiches zu entfernen.
Die vorbereitenden Gehölzarbeiten fanden im Januar und Februar 2015 statt. Die gesamte Maßnahme konnte im Sommer 2015 abgeschlossen werden.
Deich an der Fuchssiedlung 2014
Deich an der Fuchssiedlung 2015
Neubau Ackermannwehr
Die Stadt Augsburg hat den Neubau ihres 5-feldrigen Wehres planen lassen. Das gewählte Schlauchwehr lässt Verklausungen unwahrscheinlich werden. Der Bau wurde im Januar 2006 begonnen und im Herbst 2006 fertiggestellt.
Hochwasser 1999, zerstörtes Ackermannwehr
Schlauchwehr nach Fertigstellung
Umgehungsgerinne an der Staustufe Inningen und am Ackermannwehr
Für Fische und andere Gewässerlebewesen ist ein ausreichend großer Lebensraum und die Vernetzung der einzelnen Habitate genauso wichtig wie für uns Menschen. Nur so kann die Artenvielfalt und somit ihr Lebensraum langfristig erhalten werden. Deswegen haben wir naturnahe Umgehungsgerinne am umgebauten Ackermannwehr und an der Staustufe Inningen geschaffen.
Umgehungsgerinne am umgebauten Ackermannwehr
Umgehungsgerinne an der Staustufe Inningen
Bei der Staustufe Inningen erfolgt über das Umgehungsgerinne ebenfalls eine periodische Auwaldflutung. Sie dient der Wiederanhebung der durch die massive Eintiefung der Wertach gefallenen Grundwasserstände und einer ökologischen Aufwertung des Projektgebietes durch die Wiedervernässung der Auwälder.
Zusammenfassung und Ausblick
Mit dem Abschluss des Deichbaus an der Fuchssiedlung wurden die letzten Arbeiten in diesem Abschnitt im Jahr 2015 vollendet.
Der Vergleich der Landschaft anhand des Luftbilds zwischen Inninger Brücke und Ackermannwehr zeigt den Umfang der Maßnahmen aus der Vogelperspektive:
Wertach 1999
Wertach vital 2006
Flussaufweitung und Deichbau machten Rodungen auf etwa 23 ha Waldfläche im Wertach-begleitenden Bannwald notwendig. Als Ersatz wurde die Auwaldlücke im westlichen Vorland auf Höhe der Rampe 2 großflächig aufgeforstet. Weitere Aufforstungen östlich der Wertach ergänzen den Ausgleich auf insgesamt rund 23,5 ha.
Die durch Wertach vital geschaffene naturnahe Flusslandschaft hat sich mittlerweile zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. Die Eigriffe in die dort vorhandene Natur sind mittlerweile nicht mehr sichtbar. Vielmehr entwickelt aie sich im gesamten Bereich sehr positiv.